Hans Blumenbergs Zettelkästen (Ulrich von Bülow)

Kategorie: Archiv

Fr., 23. Juni, 19:30 Uhr

Der Philosoph und Schriftsteller Hans Blumenberg (1920-1996) wirkte über viele Jahre als Professor und befasste sich u.a. mit Philosophie, Ideen- und Metapherngeschichte, mit Anthropologie und Technik. Ende der fünfziger Jahre entwickelte er seine Philosophie der Metapher, die er in großen Abhandlungen über das Weltbuch, die Höhle oder den Schiffbruch entfaltete.
Daneben schrieb Blumenberg für Zeitungen prägnante Kurzessays zu Themen aus den Bereichen Geschichte, Literatur und Philosophie. Seine besonders kunstvolle Art, entlegene Zitate aus allen Wissensgebieten essayistisch miteinander zu verweben, machte diese Textform zunehmlich zu einem eigenständigen Hauptteil seines Lebenswerks.

Dahinter stand eine perfekt organsierte Arbeitsmethode, die sich aus seinem Nachlass im Deutschen Literaturarchiv rekonstruieren lässt. In ihrer Systematik spiegeln sich kreative Ordnungen der Gedanken, Um- und Nebenwege, auf denen das Lesen zum Denken und das Denken zum Schreiben wird. Aus dem Eklektizismus der Zettelkästen entwickelte der Philosoph eine eigene Schreibweise, die beides vereint: Systematische Konzepte und die Faszination für zufällige Textfunde an entlegenen Stellen.

Dr. Ulrich von Bülow leitet seit 2006 die Abteilung Archiv im Deutschen Literaturarchiv Marbach. In Veröffentlichungen und Editionen befasste er sich u.a. mit Arthur Schnitzler, Georg Lukács, Martin Heidegger, Karl Löwith, Erich Kästner, Joachim Ritter, Hans Blumenberg, Martin Walser, Peter Handke und W.G. Sebald. Ulrich von Bülow ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Jahrbuchs der Karl Jaspers-Gesellschaft.