Jaspers-Kolloquium: Erlösung durch Sünde. Eine jüdisch-christliche Lesart von Hannah Arendt (Rafael Zawisza)
Kategorie: Archiv
Mo., 25. Juni, 18:15 Uhr
Das Kolloquium widmet sich einer der faszinierendsten und gleichsam schwer durchschaubaren Passagen aus Hannah Arendts Dissertation von 1929. In dieser frühen Arbeit bereitet sie eine krypto-theologische Legitimation von Säkularität vor. Aus ihrer Arbeit mit Materialien der christlichen Dogmatik entwickelte Arendt eine alternative Lesart des traditionellen Konzepts von Sünde, das auch ihr späteres Schaffen beeinflusste. Hierin werden das negative Bild vom Menschen und die damit verbundene pessimistische Anthropologie umgewandelt in die Bejahung der Geburt des Menschen und der Fähigkeit, stets von neuem beginnen zu können. Erst in einer parallelen Lesart zu Franz Rosenzweig und Gershom Sholem wird in Hannah Arendts Säkularität ihr von der Kirchenlehre abweichender Eifer sichtbar.
Das Kolloquium wird in englischer Sprache abgehalten.
Rafael Zawisza ist Doktorand der Fakultät der Freien Künste an der Universität Warschau. Er war Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien und ist gegenwärtig als Jaspers-Fellow im Karl Jaspers-Haus, wo er an seiner Dissertation arbeitet zum Thema Cryptotheological defence of the secular: Hannah Arendt’s anthropology and the secularisation thesis.