„Das entscheidende Erlebnis Gottfried Benns“ – Gerhard Altenbourgs Faszination für den Dichter (Anita Beloubek-Hammer und Eduard Beaucamp)

Kategorie: Archiv

Mo., 17. Dez., 19:30 Uhr

Für den in der DDR lebenden Zeichner, Graphiker und Dichter Gerhard Altenbourg, war die Beschäftigung mit Literatur, Philosophie und Religion lebensnotwendig. Ein besonderer Favorit war für ihn Gottfried Benn, dessen Dichtung und Denken ihn bis ans Lebensende begleiteten. Die Affinität beruhte zunächst auf biografischen Gemeinsamkeiten, etwa auf ihrer Herkunft aus einem Pfarrhaus und der Opposition zu einem dominanten Vater. Prägend wurde für beide das Erlebnis des Krieges, das ein nachhaltiges Trauma mit dem Ekel vor der menschlichen Kreatur und eine Verstörung des eigenen Identitätsbewusstseins auslöste. Altenbourg schätzte die Radikalität an der frühen Dichtung Benns und die daraus folgende Erfahrung, dass es für den künstlerischen Ausdruck keine Tabus gibt. Durch Benn wurde er in seinem Selbstverständnis als Künstler, als Außenseiter der Gesellschaft, bestärkt, dessen wichtigste Instanz seine innere Stimme darstellt.

Im Vortrag und im Gespräch mit dem Kunstkritiker Eduard Beaucamp wird der Einfluss des Dichters auf den Maler erläutert.

Dr. Anita Beloubek-Hammer, war als Kunsthistorikerin über Jahrzehnte an den Staatlichen Museen zu Berlin tätig, zunächst bis 1995 an der Nationalgalerie, anschließend im Kupferstichkabinett. Ihre zahlreichen Ausstellungen und Publikationen zur Kunst des 20. Jahrhunderts hatten die Schwerpunkte Expressionismus, Bildhauerkunst, Zeichnung und Graphik (u.a. zu Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Pablo Picasso, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, zur Künstlergruppe „Brücke“ und zur Neuen Sachlichkeit) – zuletzt: Ausstellung und Katalog »Gerhard Altenbourg. Das gezeichnete Ich« beaucamp-passfoto_DSC8645(Imhof 2015).

Dr. Eduard Beaucamp ist Publizist und Kunstkritiker, u.a. seit den 1970er Jahren in der FAZ, wo er für das Werk Tübkes einsteht. Als besonderer Kenner der Kunst der ehemaligen DDR  gab er die privaten Notate von Werner Tübke unter dem Titel »Mein Herz empfindet optisch« (Wallstein 2017) mit heraus. Außerdem erschien von ihm zuletzt: »Im Spiegel der Geschichte. Die Leipziger Schule der Malerei« (Wallstein 2017).