Eine Ikonologie der Zeitgeschichte? Die Konstellation Erwin Panofsky und Walter Heges (Fritz Kestel)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Di., 13. Juni 2023, 19:30 Uhr
Der Vortrag fragt nach einer Ikonologie der Zeitgeschichte. Das fotografische und filmische Oeuvre Walter Heges wird im Horizont Erwin Panofskys vorgestellt. An der New York University und am Center for Advanced Study in Princeton entwickelte er nach 1933 die Ikonologie weiter, die er in Nähe zu Aby Warburg während der Hamburger Jahre entwickelt hatte. Während der Kriegsjahre beschrieb er die Kunsthistorie bewusst als humanistische Disziplin in einer fragmentierten Welt.
Panofsky kannte Heges Fotografien der Naumburger Uta und des Bamberger Reiters. Zwischen 1930 bis 1945 war Hege einer der führenden Propagandakünstler im nationalsozialistischen Deutschland. Nach dem Krieg gelang es ihm, neue Aufgabenbereiche zu erschließen. Man kann ihn kritisch wie Leni Riefenstahl, Walter Frentz und andere als einen reaktionärer, sich bewusst unpolitisch gebenden Künstler bezeichnen.
Die politische Ikonologie hat dies im Blick und sucht nach Zusammenhängen, Übereinstimmungen und Widersprüchen im Werk. Panofskys Lust am Aufdecken, am scharfsinnigen Kombinieren und am kriminalistischen Spurenlesen stellt uns geeignete Mittel zur Verfügung, für Walter Heges eine Ikonologie der Zeitgeschichte zu wagen.
Dr. Fritz Kestel studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Politikwissenschaften. Nach der Promotion an der TU in Berlin 1994 war er über Jahrzehnte als Kunstreiseführer in Europa und Lateinamerika tätig. Er forschte an der Harvard University und schreibt als freier Wissenschaftler und Autor für die Zeitschrift für Ideengeschichte, die ARCH+, die Kunstchronik, die digitale Plattform Geschichte der Gegenwart, sowie für den Suhrkamp und Wagenbach Verlag. Kestel lebt bei Zürich.