Marbacher Ansichten. Hannah Arendt und Martin Heidegger (Ulrich von Bülow)

Kategorie: Aktuelles // Philosophisches Kolloquium

Mo., 16. Dezember 2024, 18:15 Uhr

Kooperation zwischen dem Institut für Philosophie und der Karl Jaspers-Gesellschaft

Martin Heidegger ist spätestens durch die Veröffentlichung der Schwarzen Hefte für viele zu einer Persona non grata geworden. Was bewog Hannah Arendt, ihm und seiner Philosophie trotz seines Engagements für den Nationalsozialismus und seines Antisemitismus die Treue zu halten? 1969 riet sie Heidegger, seine Papiere dem Deutschen Literaturarchiv anzuvertrauen.

Und als sie 1975 auf ihrer letzten Europa-Reise auch Marbach besuchte, übergab sie dem Archiv ihre Denktagebücher, ihre Briefe von Heidegger und die Bücher, die er ihr gewidmet hatte. Offenbar waren ihr die Dokumente ihrer intellektuellen Beziehung zu ihrem Lehrer wichtig.

Das hatte vor allem philosophische Gründe. Der Vortrag von Dr. Ulrich von Bülow, der in Marbach die Handschriftenabteilung leitet, geht den Spuren Heideggers im Werk von Hannah Arendt nach. Ein Vergleich von Konzepten wie „Welt“, „Denken“ oder „Wissenschaft“ zeigt, wie sehr Heidegger die theoretischen Entwürfe seiner früheren Schülerin prägte, aber ebenso, wie eigenständig Hannah Arendt sie weiterentwickelte und veränderte.

Ulrich von Bülow studierte Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig, war 1988-1991 Lektor im Hinstorff Verlag Rostock und ist seit 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seit 2006 leitet er dort die Handschriftenabteilung. Er veröffentlichte zu Hannah Arendt, Franz Fühmann, Peter Handke, Arthur Schnitzler und W. G. Sebald und gab Texte heraus u.a. von Hans Blumenberg, Martin Heidegger, Erich Kästner, Karl Löwith, Rainer Maria Rilke und Joachim Ritter. Zuletzt erschienen: Papierarbeiter. Autoren und ihre Archive (Wallstein 2018); Der Philosoph inmitten der Geschichte. Versuch über Karl Löwith (Keicher 2021).