Zagajewski liest Miłosz (Sebastian Kleinschmidt)

Kategorie: Archiv

Mo., 18. Mai, 19:30 Uhr

Typusverwandtschaft und geistige Nachfolge

Der in Krakau lebende polnische Schriftsteller Adam Zagajewski, geboren 1945 in Lemberg, ein Europäer der besten Art, welterfahren, vielsprachig, tolerant, geschichts- und traditionsbewusst, dem Neuen gegenüber aufgeschlossen, Freund der deutschen und der französischen, der amerikanischen und der russischen Dichtung, Musikliebhaber, zählt zu den renommiertesten Autoren unseres östlichen Nachbarlandes. Sein auch hierzulande bekanntes und von der Kritik hochgeschätztes Werk – Gedichte, poetische Prosa und Essays – zeichnet sich durch einen unverwechselbaren Ton und eine einprägsame moralische und existentielle Nachdenklichkeit aus. In Zagajewskis Werk begegnen sich, ähnlich wie bei Czesław Miłosz, Poetisches, Philosophisches und Theologisches.

Der polnische Dichter Czesław Miłosz (1911-2004), Nobelpreisträger 1980, ist dem deutschen Publikum besonders durch sein Buch „Verführtes Denken“ bekannt, einer Auseinandersetzung mit dem Kommunismus als geistiger Tyrannei, als Geschichtsreligion im Namen der Wissenschaft, das 1953 mit einem Vorwort von Karl Jaspers bei Kiepenheuer & Witsch erschien.

Zagajewski steht in der Nachfolge von Miłosz. In gewisser Weise könnte man ihn einen Schüler von Miłosz nennen, sofern in der Literatur von Schülerschaft gesprochen werden kann. Er hat sich vielfach über den von ihm bewunderten Dichter geäußert, in Versen, in Essays, in der Prosa. Zagajewski sagt, er sehe in Miłosz’ Werk „eine ungewöhnliche, inspirierende NachbaKleinschmidtrschaft von Gedanke und Bild, Polemik und Begeisterung, Kalifornischer Landschaft und Ideologie des 20. Jahrhunderts, Beobachtung und Glaubensbekenntnis.“ Milosz sei für ihn ein Dichter „von großer Intelligenz und hoher Ekstase“.

Was sie beide verbindet, ist nicht zuletzt die Suche nach der Wahrheit und der Glaube an die Macht des Geistes.

Beginn: 19:30 Uhr im Karl Jaspers-Haus

Sebastian Kleinschmidt, Herausgeber und Essayist, Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, von 1991-2013 Chefredakteur der Zeitschrift SINN UND FORM. Veröffentlichungen u.a.: „Gegenüberglück. Essays” (Berlin 2008), „Requiem für einen Hund. Ein Gespräch (zusammen mit Daniel Kehlmann)” (Berlin 2008) sowie als Herausgeber „Botho Strauß, Allein mit allen. Gedankenbuch” (München 2014).