„Ars moriendi / Mors dulcis“
(Thorsten Fögen / Michael Sommer)
Kategorie: Archiv
Mi., 18. März 2015
Kooperation mit der Ärztekammer Niedersachsen. Aufgrund der hohen Nachfrage können leider keine weiteren Plätze mehr für die größere Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
Ars moriendi: Literarische Portraits von Selbsttötung in der griechisch-römischen Antike (Thorsten Fögen)
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Ausgehend von Platons Bericht über Sokrates’ Tod durch den Schierlingsbecher lenkt dieser Vortrag den Blick auf verschiedene Zeugnisse zur Selbsttötung in der Antike. Insbesondere die Ausführungen des Historikers Tacitus (1./2. Jh. n. Chr.) zum Tode des Philosophen Seneca (Ann. 15.60-64) und des Hofmannes und „Geschmacksrichters“ Petronius (Ann. 16.18-20), die beide eine enge Verbindung zum Kaiser Nero (regn. 54-68 n. Chr.) hatten, sollen näher beleuchtet werden – vor allem im Hinblick auf den inszenierten und somit gleichsam dramatisch-theatralischen Charakter beider Szenen. Darüber hinaus ist beabsichtigt, einige ausgewählte Briefe des Jüngeren Plinius, eines Zeitgenossen des Tacitus, zu betrachten, in denen der Verfasser sich mit der Selbsttötung einiger Persönlichkeiten auseinandersetzt (so besonders Epist. 1.12 zu Corellius Rufus, Epist. 3.16 zu der Älteren Arria und ihrem Gatten sowie Epist. 6.24 zu einem anonymen Ehepaar). Es soll aufgezeigt werden, inwiefern diese Texte weit über reine Briefe hinausgehen und als ausgefeilte Lebensportraits im Sinne von exempla interpretiert werden können, die sowohl durch ihre philosophische Dimension als auch ihren rhetorischen Charakter gekennzeichnet sind.
Beginn: 18:30 – 21:00 Uhr im Karl Jaspers-Haus
Thorsten Fögen ist Reader (Associate Professor) an der Durham University (GB) und Privatdozent für Klassische Philologie an der Humboldt-Universität Berlin. Er ist der Autor der Monographien „’Patrii sermonis egestas’: Einstellungen lateinischer Autoren zu ihrer Muttersprache” (München & Leipzig 2000) und „Wissen, Kommunikation und Selbstdarstellung: Zur Struktur und Charakteristik römischer Fachtexte der frühen Kaiserzeit” (München 2009), ferner Herausgeber von insgesamt sieben Sammelbänden.
Michael Sommer ist Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Lehrschwerpunkte sind die materielle Kultur als Schlüssel für das Verständnis antiker Kulturen und die Vermittlung von Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft und angrenzender Disziplinen. Gegenwärtig bereitet er ein europäisches Projekt zum Bürgerrecht in transepochaler Perspektive vor; außerdem arbeitet er an einer Einführung in die römische Kaiserzeit. Er ist u.a. Autor von „Römische Geschichte I. Rom und die antike Welt bis zum Ende der Republik.” (Stuttgart 2013) und „Römische Geschichte II. Rom und sein Imperium in der Kaiserzeit.” (Stuttgart 2009) sowie Herausgeber der Zeitschrift „Migration and Identities. A Journal about People and Ideas in Motion” (Liverpool University Press).