Das gute und das schlechte Mitleid. Stefan Zweigs Roman „Ungeduld des Herzens“ (Ulrich von Bülow)

Kategorie: Archiv

Do., 30. Juni, 19:30 Uhr

Stefan Zweig schrieb seinen einzigen Roman »Ungeduld des Herzens« 1936 bis 1938 im Londoner Exil. Vor seiner Überfahrt nach Amerika übergab er 1940 sämtliche Notizen und die zahlreichen hand- und maschinenschriftlichen Fassungen einem englischen Lord, der sie sorgsam aufbewahrte. Heute befinden sich die Papiere im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Rekonstruiert man mit ihrer Hilfe die Entstehungsgeschichte des Romans, erkennt man, dass er keineswegs nur sentimental die vergangene Welt der K.u.K.-Monarchie heraufbeschwört. Vielmehr geht es Stefan Zweig um die Auseinandersetzung mit kontroversen philosophischen Konzepten des Mitleids, wie sie etwa von Schopenhauer und Nietzsche vertreten wurden. Und es ist kaum ein Zufall, dass er angesichts der nationalsozialistischen Diktatur den europäischen Grundwert des Mitleids in den Mittelpunkt stellt, der bis heute nichts an Aktualität verloren hat. –
Anhand anschaulicher Beispiele werden buelow_1708a98135die Entstehungs- und Bedeutungs-Schichten des Romans „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig erläutert.

Dr. Ulrich von Bülow leitet seit 2006 die Abteilung Archiv im Deutschen Literaturarchiv Marbach. In Veröffentlichungen und Editionen befasste er sich u.a. mit Arthur Schnitzler, Georg Lukács, Martin Heidegger, Karl Löwith, Erich Kästner, Joachim Ritter, Hans Blumenberg, Martin Walser, Peter Handke und W.G. Sebald.