„de Gruyter hat sich ungemein vorsichtig verhalten.“ Karl Jaspers und sein Verlag vor und nach 1945 (Dirk Fonfara)
Kategorie: Archiv
Mi., 7. Feb., 19:30 Uhr
Den Korrespondenzen zwischen Jaspers und seinen Verlagen, denen ein Band der Karl-Jaspers-Gesamtausgabe gewidmet ist, lässt sich ein Leitmotiv entnehmen: Die Hauptsache ist das geistige Wirken.
Der Briefwechsel, den Jaspers mit dem Verlag de Gruyter geführt hat, ist gleichermaßen spannend wie spannungsreich. Nach der Kontaktaufnahme Ende der 1920er Jahre und dem unerwarteten Erfolg der »Geistigen Situation der Zeit« (1931) folgten rasch Überlegungen zu weiteren Projekten. Doch während der NS-Zeit nahmen Spannungen zwischen Jaspers und dem sich distanzierenden Verlag zu, der 1938 sogar ein neues Manuskript ablehnte. Als Jaspers nach 1945 Neuauflagen seiner „vergriffenen“ Schriften und Übersetzungen auf den Weg bringen wollte, zeigte sich der Verlag zögerlich, bisweilen gar desinteressiert. In der Folge sah sich Jaspers „dort moralisch nicht gebunden“ und verhielt sich anderen Verlagen gegenüber aufgeschlossen. So rückte ein Ende der Verlagsbeziehung mit de Gruyter in den Bereich des Möglichen.
Dr. Dirk Fonfara ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Forschungsprojekt »Karl-Jaspers-Gesamtausgabe« und arbeitet zur Zeit an den Bänden »Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen« (im Druck), »Ausgewählte Korrespondenz mit dem Piper-Verlag« (erscheint Anfang 2019) und »Die großen Philosophen, Bd. I« (erscheint 2020).