„Der erste Psychologe des Christentums“. Nietzsche und die Religion (Michael Steinmann)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Di., 02. Juli 2024, 19:30 Uhr
Wie ein Seismograf hat Friedrich Nietzsche die Umwälzungen der Moderne registiert. Die Gotteslehre des Christentums hat für ihn unwiederbringlich ihre innere Legitimität verloren, sowohl als Metaphysik wie auch als Grundlage von Moral.
Damit erhebt sich die hermeneutische Frage, was es überhaupt bedeutet, das Leben auf christliche Weise zu verstehen. Indem Nietzsche einer solchen „psychologischen“ Hinsicht folgt, eröffnet er sich zugleich einen Spielraum für das Verständnis religiöser Erfahrung jenseits der Verengung durch den Monotheismus. Mithilfe der Gestalten von Dionysos und Zarathustra sucht er zuletzt, seine eigene religiöse Erfahrung kommunizierbar zu machen.
Der Vortrag erkundet Nietzsches Denken, das von der christlichen Herkunft kritisch ausgeht und doch das Religiöse als Möglichkeit skizziert, sogar mit enthusiastischen Anklängen in Stil und Sache.
Michael Steinmann lehrt seit 2008 Philosophie am Stevens Institute of Technology in Hoboken, New Jersey. Er wurde mit einer Arbeit zu Nietzsches Ethik an der Universität Tübingen promoviert. Seine Habilitation galt der Philosophie Martin Heideggers. Steinmann arbeitet im Bereich von Hermeneutik, Phänomenologie und Ethik. Er ist Mitherausgeber eines interdisziplinären Bands zu Nietzsches kompositorischem Werk (Nietzsche and Music: Philosophical Thoughts and Musical Experiments, 2022). Zuletzt erschien Reframing Ethics Through Dialectics. A New Understanding of the Moral Good (2023).