Die Schönheit des Anfangs: Schellings platonisches Erbe (Matthew Nini)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein // Junge Philosophie
Do., 4. Dezember 2025, 19:30 Uhr
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) setzte sich in seinem Früh- und Spätwerk intensiv mit Platon auseinander. Dessen Dialog Timaios diente ihm als Leitfaden seiner Suche nach einem philosophischen Anfang (archē).
Schellings Jugendkommentar zeigt, wie er platonische und kantische Kategorien – insbesondere die Differenz zwischen epistēmē und doxa sowie zwischen Verstand und Anschauung – zueinander in Beziehung setzt. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Funktion des „Dritten“ (desmon), das bei Platon als verbindendes Band erscheint und bei Schelling zur Grundlage einer Theorie reduplikativer Identität wird. Diese Struktur ermöglicht es ihm, Geist und Natur als komplementäre Aspekte einer lebendigen Totalität zu begreifen.
Die argumentative Linie lässt sich bis zur Freiheitsschrift von 1809 verfolgen, wo der Ungrund als metaphysisches Substrat verstanden wird, das Gottes Grund und Existenz vermittelt. So zeigt sich, dass Schellings Denken wesentlich von der Frage bestimmt ist, wie heterogene Prinzipien durch ein vermittelndes Drittes zur Einheit gelangen.
An den Vortrag schließt sich am Freitag, den 5. Dezember, um 10:00 Uhr (c.t.) ein vertiefender Workshop an. Interessierte können auf Nachfrage Textmaterial erhalten.

Dr. Matthew Nini ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie in Zagreb, Kroatien. Er ist Autor von Fichte in Berlin (McGill–Queen’s, 2024), The Book of Nocturnes (Spring Publications, 2025) sowie von Schelling’s Ages of the World (Edinburgh UP, im Erscheinen). Seine Forschungsinteressen umfassen Platon und den Platonismus, den Deutschen Idealismus und die Romantik sowie die Verbindungen zwischen diesen beiden Epochen.