Die Unfassbarkeit des Individuums bei Hegel (Eva Schneider)
Kategorie: Archiv
Do., 25. April, 19:30 Uhr
In die Geschichte der Philosophie ist Hegel als der große Individualitätsvergessene eingegangen. Individualitätsvergessen insofern, als er in seinem philosophischen System das menschliche Individuum kaum thematisiere und wenn, dann lediglich als ein radikal Allgemeines, ein rein rational denkendes Wesen. Als ein rein rational denkendes Wesen stände das menschliche Individuum rationaler Erkenntnis grundsätzlich offen – und sei auf diesem Erkenntniswege begrifflich sogar vollständig bestimmbar. Damit werde Hegel dem Individuum nicht im Mindesten gerecht. Denn schon Platon und Aristoteles hätten gezeigt, dass sich das menschliche Individuum in keinen Begriff auflösen lasse. Von Goethe stammt diesbezüglich die Sentenz „individuum est ineffabile“: Das Individuum ist unfassbar.
Der Vortrag möchte diese Sichtweise auf das Hegelsche System in Frage stellen, indem zweierlei gezeigt werden soll: 1. In der „Philosophie des subjektiven Geistes“ befasst sich Hegel intensiv mit der Frage, was das menschliche Individuum in seiner Einzigartigkeit auszeichnet. 2. Dabei liegt Hegel die Annahme zugrunde, dass im Begriff des Individuums etwas Unbegreifliches mitgedacht werden muss. Es sei eben – ineffabile.
An den Vortrag schließt sich am Freitag, den 26. April, um 11:00 Uhr ein vertiefender Workshop an.
Anmeldung und Textmaterial sind über das Kontaktformular der Homepage möglich.
Eva Schneider promoviert zum Thema »Partikularität und Universalität: G.W.F. Hegels Aufbruch in die Moderne« und ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt »Anthropofakte« an der TU Berlin. Ihre Schwerpunkte liegen u.a. in der Theoretischen Philosophie, der Erkenntnistheorie, Ontologie und Transzendentalphilosophie.