„Die Zeit hat unser Herz pervertiert.“ Lesung aus dem Werk von Stefan Zweig (Michael Lahr u. Gregorij von Leïtis)
Kategorie: Archiv
Di., 23. Jan., 19:30 Uhr
In einem Brief an Richard Strauss schrieb Zweig einmal:
„Allen wirklichen Kunstwerken wohnt die Kraft inne, Widerstände zu besiegen.“
Zweig war Realist genug, um zu sehen, wie die Welt um ihn herum wirklich war. Doch er bleibt nicht bei der Abbildung dieser erlebten Welt stehen. Seine Bücher treiben uns an, Energien zu entwickeln zur Beseitigung der geschilderten Missstände. Jede Zeile fordert uns als seine Leser heraus, die eigene Trägheit des Herzens zu überwinden.
Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern und Theaterstücken, reiste viel umher, und warb in zahlreichen Vorträgen für seinen Traum, die Welt auf humanistischen Tugenden neu aufzubauen. Geprägt vom Geist und Werk des Erasmus von Rotterdam, zutiefst überzeugt von der inneren persönlichen Freiheit des Menschen und beseelt vom europäischen Gedanken, setzte Zweig sich für ein geistig geeintes Europa ein, in dem Nationalismus und Revanchismus keinen Platz haben sollten.
Nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierte er nach England. Seine Bücher wurden von den Nazis verbrannt. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges erkannte Zweig, dass der Traum eines im Geist des Humanismus geeinten Europa endgültig zerstört sei. Er ließ sich im brasilianischen Petropolis nieder, wo er schließlich 1942 freiwillig aus dem Leben schied.
Michael Lahr ist Programmdirektor von „Elysium – between two continents München – New York“ und Executive Director von „The Lahr von Leïtis Academy & Archive“. Er ist Herausgeber des Buches Der Erwin Piscator Preis und Co-Autor des Essay-Bandes Bilder des Menschen. Zuletzt erschien im Karl Jaspers-Jahrbuch 2016 sein Essay ›Theater ist alles und überall‹ über Erwin Piscators Arbeit im New Yorker Exil. Als Programmdirektor von Elysium hat er zahlreiche Werke von Künstlern ausgegraben, die vom Nazi-Regime verfolgt wurden, und – oft als Erstaufführungen – in Europa und den USA präsentiert.
Gregorij H. von Leïtis ist Gründer und Intendant von „Elysium“ sowie Mitgründer und Präsident von „The Lahr von Leïtis Academy & Archive“. 1985 gründete er die „Erwin Piscator Award Society“, welche jährlich den Erwin Piscator Award vergibt. Er arbeitet seit über 40 Jahren an unterschiedlichen Theatern in Europa und den USA und war u.a. Gastregisseur an den Landestheatern Linz und Bregenz. Für seine Verdienste um die Förderung der Völkerverständigung mit den Mitteln der Kunst wurde ihm 2003 das Bundesverdienstkreuz und 2016 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.