Ein Besuch im Bergwerk. Franz Kafka im Deutschen Literaturarchiv Marbach (Ulrich von Bülow)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Di., 17. Dezmeber 2024, 19:30 Uhr
Seit seiner Gründung 1955 erwirbt das Deutsche Literaturarchiv Marbach Dokumente von und über Franz Kafka. Die Sammlungen umfassen das Process-Manuskript ebenso wie Kafkas Briefe an Milena Jesenská, Grete Bloch und an seine Schwester Ottla. Vor einigen Jahren tauchten in Paris Kafkas Maturitätszeugnis oder der Brief eines Lesers auf, den die Lektüre der Verwandlung ratlos machte. Dokumente von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Max Brod, Kurt Tucholsky, Walter Benjamin, Hannah Arendt, Martin Walser, Peter Handke oder Barbara Köhler, deren Papiere sich in Marbach befinden, zeigen, wie Kafka nach seinem Tod im Westen zum Klassiker wurde, während man im Osten nach dem Verdikt von Georg Lukács im Leipziger Reclam Verlag diskutierte, ob man seine Werke überhaupt veröffentlichen sollte.
Der Leiter der Handschriftenabteilung Dr. Ulrich von Bülow, der die aktuelle Ausstellung Kafkas Echo mit kuratierte, zeigt und erläutert Exponate aus der Marbacher Sammlung.
Ulrich von Bülow studierte Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig, war 1988-1991 Lektor im Hinstorff Verlag Rostock und ist seit 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seit 2006 leitet er dort die Handschriftenabteilung. Er veröffentlichte zu Hannah Arendt, Franz Fühmann, Peter Handke, Arthur Schnitzler und W. G. Sebald und gab Texte heraus u.a. von Hans Blumenberg, Martin Heidegger, Erich Kästner, Karl Löwith, Rainer Maria Rilke und Joachim Ritter. Zuletzt erschienen: Papierarbeiter. Autoren und ihre Archive (Wallstein 2018); Der Philosoph inmitten der Geschichte. Versuch über Karl Löwith (Keicher 2021).