Horst Bienek „Es gibt nur die Kunst, die Liebe und den Tod.“ Die Tagebücher (Michael Krüger)
Kategorie: Aktuelles // Arendt-Forum
Mi., 26. Februar 2025, 19:30 Uhr
„Literatur hat etwas mit Leben zu tun. Literatur allein ist nichts.“ So heißt es bei Horst Bienek (1930-1990), dessen wildes Künstlertagebuch jüngst erschien. Als Romancier, Kritiker, Regisseur und Lyriker war Bienek eine bestimmende Figur der literarischen Kultur der Bundesrepublik.
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Horst Bienek | @ Isolde Ohlbaum
Nach Anfängen bei Bertolt Brecht am Berliner Ensemble wurde er willkürlich auf Jahre in sowjetischen Straflagern inhaftiert. Davon gezeichnet ging er der in Gleiwitz geborene Schriftsteller in den deutschen Westen, wo er mit seiner schlesischen Tetralogie sich einen Namen machte. Große Beachtung fanden auch seine unzeitgemäßen Literaturkritiken, die sich in FAZ, SZ und Zeit gerade auch der osteuropäischen Dissidenten widmeten. Im Sinne Hannah Arendts war Bienek ein antitotalitärer Denker, der zwischen Links und Rechts künstlerische Freiheit als hohes Gut verteidigte.
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Dass Horst Bienek über vierzig Jahre auch Tagebuch führte, blieb lange unbekannt. Es ist das wilde, pikareske Epos eines Getriebenen und liest sich wie der Roman seines Lebens: Mitreißend und lebendig schreibt er über Literatur, Kunst und Musik und über sein leidenschaftliches Leben als Homosexueller. So liest sich das Tagebuch nicht nur als eigenwillige Literatur- und Ideenhistorie der Nachkriegsliteratur, sondern ebenso kann man darin eine individuelle Aids-Chronik entdecken, deren Opfer Bienek wurde.
Sein langjähriger Lektor Michael Krüger stellt das Künstlertagebuch von radikaler Offenheit in Lesung und Gespräch vor, das als großes Gesellschaftspanorama wie intimes Bekenntnis verstanden werden kann.
© Hanser Verlag
Michael Krüger war ab 1968 im Hanser-Verlag tätig, wurde 1986 dessen literarischer Leiter und fungierte von 1995 bis 2013 als verlegerischer Geschäftsführer. Seitdem ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Krüger ist Autor von Gedichten, Novellen und Erzählungen sowie verschiedener Romane. Zuletzt erschienen: Michael Krüger über Gemälde von Segantini. Schirmer/Mosel (2022), Das Strandbad. Szenen einer Kindheit. Groothuis (2022) und Verabredung mit Dichtern. Erinnerungen und Begegnungen. Suhrkamp (2023).
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© Foto: Peter-Andreas Hassiepen
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