„Ich habe kein Recht, mich der Hölle zu entziehen.“ – Franz Fühmanns Tagebuchaufzeichnungen zu Georg Trakl (Roland Berbig)

Kategorie: Archiv

Di., 5. März, 19:30 Uhr

Franz Fühmann (1922-1984) war ein Schriftsteller, dessen Hauptwerk in der DDR entstand, aber anderen Quellen entsprang. Das ist lange übersehen worden. Hinter seine Selbstaussage von 1968, er sei eigentlich ein österreichischer Dichter, verbirgt sich eine komplexe Welt von Werden und Wandlung. Seine biographischen Wurzeln lagen in Böhmen, seine politisch-ideologischen in der NS- und Kriegsgefangenenzeit und seine existentiellen in Dichtung.
Neben E.T.A. Hoffmanns Werk war es die Lyrik Georg Trakls, die ihn so nachhaltig berührte, dass es ins Unbegreifliche zu führen schien. In einem großen Buch – »Vor Feuerschlünden. Erfahrungen mit Georg Trakls Gedicht« (1984) – ging Fühmann diesem scheinbar Unergründlichen, das Dasein und Leben in Dichtung in Eins schob, mit äußerster Konsequenz nach. Seine unveröffentlichten Taschenkalender erlauben, die Qual dieses Eindringens in komplex verschlossene Räume der eigenen Existenz zu rekonstruieren – oder sie doch ansatzweise mitzuvollziehen.

Der Vortrag gibt davon Eindrücke, denen in einem anschließenden Gespräch weiter nachgegangen wird.

© Photo: Maja Wien

Prof. Roland Berbig war an der Hochschule f. Film u. Fernsehen tätig und ist seit 1985 am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts, Nachkriegsliteratur (BRD- und DDR-Literatur) sowie Theorie und Praxis von Edition und Nachlass. Zu seinen letzten Veröffentlichungen gehören u.a.: »Auslaufmodell DDR-Literatur. Essays u. Dokumente« (Hg. 2018), »Fühmann-Förster. Briefwechsel 1968–1984« (Hg. 2016).