Individualisierung in der Psychosomatik und Psychotherapie (Martin Sack)

Kategorie: Archiv

Do., 23. Juni, 19:30 Uhr

Psychotherapie ist heute bevorzugt an störungsspezifischen Behandlungskonzepten ausgerichtet. Hierbei wird oft nicht ausreichend berücksichtigt, dass die gleiche Symptomatik ganz unterschiedliche Ursachen haben kann, die jenseits der Reduktion der Symptomatik gezielt zu behandeln sind. Erfahrene Psychotherapeuten passen daher die Therapieplanung an die individuelle Problematik ihrer Patienten an. Erstaunlicherweise fehlt eine, die verschiedenen Therapieschulen übergreifende, systematisch ausgearbeitete Methode, um die Behandlungsziele im Horizont der individuellen Entwicklungsbedürfnisse therapeutisch angehen zu können.

Der Vortrag im Rahmen der Karl Jaspers-Gastprofessur fokussiert symptomatische Behandlungsziele und unterstreicht für die Planung einer Psychotherapie vor allem, wie wichtig es ist, individuelle Entwicklungsbedürfnisse sowie behandlungsrelevante biographische Stressoren zu berücksichtigen. Deshalb ist für eine therapiebezogene Diagnostik entscheidend, das individuelle Leids des Patienten zu erfassen, das in der Symptomatik sich äußert. Auf Seiten des Patienten ist für eine erfolgreiche Behandlung die Bereitschaft gefordert, sich den eigenen Leiden und Bedürfnissen zuzuwenden.

Prof. Martin Sack Martin Sack forscht zu Folgen von kindlicher Gewalterfahrung und Vernachlässigung, Wirkfaktoren der Traumatherapie, ressourcenorientierten und methodenübergreifenden Konzepten der Psychotherapie. Er leitet am Klinikum rechts der Isar die Sektion Traumalfolgestörungen und war bis 2012 Vorsitzender der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psycho- traumatologie. Seine Bücher erscheinen im Schattauer Verlag. In Vorbereitung ist das Werk »Individualisierte Psychotherapie – ein methoden-übergreifendes Behandlungskonzept«.