„Kann das Buch uns helfen?“ Peter Suhrkamp und sein literarisches Credo (Jan Bürger)

Kategorie: Archiv

Di., 18. Okt., 17:00 Uhr, BIS-Saal, CvO Universität

Sechs Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs schrieb Hermann Hesse an einen Bekannten:

„Ob mein treuer Berliner Verleger noch lebt, der lang in Gefängnissen der Gestapo lag, weiß ich nicht, auch nicht, ob irgendein Rest des Verlags existiert.“

Der Verleger war Peter Suhrkamp, der in der Opposition auch jene Überzeugungen festigte, die ihn nach 1945 zu einer überragenden Persönlichkeit der Jahre des Wiederaufbaus machen sollten. Sein Programm war elitär und demokratisch zugleich und sollte jene Wenigen erreichen, durch deren Wirken ein friedlicheres Deutschland entstehen könnte:

„Ich sagte mir, wenn ich nur zehn Männern einen richtigen Rat geben könnte, würde ich zufrieden sein.“

Suhrkamps Ideologiekritik und Habitus wirkten noch in den fünfziger Jahren so protestantisch wie zu seiner Zeit am Lehrerseminar in Oldenburg. Dabei sind die prägenden Einflüsse aus den Jahren seiner Ausbildung, die Jugendbewegung und die Reformpädagogik, aber auch der florierende Schiller-Kult, deutlich erkennbar.

Jan Bürger, geb. 1968, lebt als Literaturwissenschaftler und Schriftsteller in Stuttgart. Er wurde an der Universität Hamburg über Hans Henny Jahnn LitBuero_Jan Bürger_Copyright Chris Korner-DLA Marbachpromoviert und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo er das Siegfried Unseld Archiv leitet. 2003 erschien seine Jahnn-Monographie „Der gestrandete Wal“ (Aufbau Verlag, Berlin), 2013 „Der Neckar. Eine literarische Reise“ (C. H. Beck, München), 2014 der von ihm herausgegebene Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Max Frisch (Diogenes, Zürich).