„Ich kann nicht wissen, dass es einen Gott gibt.” Kant und die Religion (Manfred Geier)

Kategorie: Archiv

Di., 9. Juni, 19:30 Uhr im Lambertus-Saal

Immanuel Kants philosophische Untersuchungen religiösen Glaubens, theologischer Lehre und kirchlicher Macht sind ein Höhepunkt der europäischen Aufklärung. Sie terminieren 1793 in seinen Gedanken zur „Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft”. Keine andere Religionsschrift zeigt so klar und deutlich, worin der „kritische“ Impuls der Aufklärung besteht, dem sich auch jede Religion nicht entziehen kann, wenn sie die wirkliche Achtung von Menschen beanspruchen will, die sich nicht vorgegebenen Statuten, Geboten, Glaubensregeln, Dogmen und kirchlicher Kontrolle unterwerfen, sondern als mündige Personen gemeinsam darüber nachdenken, was sie für gut und richtig halten, vor allem in moralischer Hinsicht.
Es war ein langer Denk- und Lebensweg, bis der alte Kant diese religionsphilosophische Wende vollzog: Nicht Religion und Theologie dürfen vorschreiben, was wir tun sollen, sondern ein „moralischer Vernunftglaube“ soll aufklärend begründen, warum wir es tun wollen. Manfred Geier zeichnet diesen Weg in seinen Grundzügen nach und zeigt, dass diese Umkehrung nicht nur für die Aufklärung des 18. Jahrhunderts kennzeichnend war, sondern angesichts der gegenwärtigen politisch-religiösen Konflikte auch für das 21. Jahrhundert hochgradig aktuell ist.Manfred_Geier_kl

Beginn: 19:30 Uhr im Lambertus-Kirchsaal

Manfred Geier war von 1981 bis 1998 Professor für Sprache und Literatur an der Universität Hannover. Seitdem ist er als freier Publizist tätig, insbesondere auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte. Dazu gehört auch die im Rowohlt Verlag erschienene Trilogie über die Aufklärung: „Kants Welt” (2003), „Die Brüder Humboldt” (2009) und „Aufklärung. Das europäische Projekt” (2012)