Karl Jaspers und der Europäische Geist (Stefania Achella)
Kategorie: Archiv
Di., 19. Jan., 19:30 Uhr
Nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges und dem Bekanntwerden der nationalsozialistischen Vernichtungslager fanden im September 1946 zum ersten Mal in Genf die »Rencontres Internationales de Genéve« statt. An diesen Treffen, deren Thema der »Esprit européen«, der europäische Geist war, nahmen einige der bedeutendsten Intellektuellen der damaligen Zeit teil. Man suchte angesichts des geschichtlichen Bruches und noch vor Ausbruch des Kalten Krieges die Frage zu klären, worin der europäische Geist bestehe oder, radikaler formuliert, ob man überhaupt noch von einem solchem sprechen könne.
Im Zentrum der Auseinandersetzung standen Reden, die Karl Jaspers als Existenzphilosoph und Georg Lukács als marxistischer Denker hielten. Jaspers‘ Überzeugung von einem europäischen Humanismus stand eine politische Philosophie gegenüber, die Sozialismus und Demokratie zukunftsweisend verknüpfen zu können meinte. Die zwei Vorstellungen vom Gelingen eines neuen Europas spiegelten auch alternative Modelle von Demokratie, Gesellschaft und Menschen wieder.
Der Abend ist eine Kooperation zwischen der Filosofia Italiana-Stiftung und der Karl Jaspers-Gesellschaft.
Stefania Achella ist habilitierte Philosophin und lehrt und forscht im Bereich der Ethik an der Universität von Chieti-Pescara, ehemals auch an der Scuola Normale Superiore in Pisa. Sie ist Herausgeberin der Jaspers-Studien in Italien und führt dort auch die Geschäfte der Jaspers-Gesellschaft. Neben Studien zur Philosophie Hegels bilden Arbeiten zu Jaspers einen Schwerpunkt ihrer Forschung.