Karl Jaspers und sein „Geisterreich“ – Archäologische Funde in der Jaspers-Bibliothek (Matthias Bormuth)

Kategorie: Archiv

Do., 18. Feb., 19:00 Uhr

Der Vortrag bietet archäologische Funde, die bei Studien zu Büchern aus der Bibliothek von Karl Jaspers (1883-1969) in den letzten Jahren gehoben und gedeutet werden konnten.

Karl Jaspers gehört zu jenen Philosophen, deren Werk sich vor allem dem Austausch mit großen Denkern verdankt. Er sprach vom „unsichtbaren Geisterreich der PAbb_0_Arbeitszimmerhilosophen“, das für den lebendigen intellektuellen Werdegang notwendig sei. Der Austausch mit dieser „verborgenen Gemeinschaft“ hinterlässt auch sichtbare Spuren, die sich nicht nur in den veröffentlichten Werken niederschlagen. Briefe, Aufzeichnungen und Notizen erlauben reichhaltig Aufschlüsse, wie die individuelle Aneignung tradierter Gedanken verläuft.

Der Ideenhistoriker hat im Falle von Jaspers überdies die Chance, seine Archäologie des Geistes noch weiter den Anfängen der intellektuellen Begegnung zu nähern. Denn die Bibliothek von Karl Jaspers enthält vielfache Lesespuren in Form von An- und Unterstreichungen, Zeichen und Worten, die reichlichen Stoff zur Interpretation bieten. Sein Lesen mit dem Bleistift hinterließ Spuren erster Lektüren, aber auch späterer Revisionen, die erhellen, dass Jaspers bis ins hohe Alter ein beweglicher Denker war, der begeistert zustimmen und ablehnen konnte.

Herausragend für seine intellektuelle Biographie erscheinen Jaspers‘ Lektüren von Friedrich Hölderlin und Max Weber. Nach der Beendigung der »Allgemeinen Psychopathologie« (1913) gaben der Dichter und der Soziologe durch ihre Werke wichtige Impulse, die Jaspers die existenzphilosophischen Horizonte seines Denkens weiter entwickeln und entfalten ließ.

Der Abend ist eine Veranstaltung der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft und findet in Kooperation mit der Karl Jaspers-Gesellschaft statt.

(Foto: IMAGNO brandstätter images Gesmbh, Wien)