Kierkegaard und die Umkehrung der Aristotelischen Rhetorik (Tim Hagemann)

Kategorie: Archiv

Mi., 04. Mai, 19:30 Uhr

Kierkegaard hat sich sein Leben lang um eine genuin christliche Rhetorik bemüht. Ihr Grundgedanke lässt sich aus den disparaten Aufzeichnungen klar erkennen: Der christliche Redner darf gerade nicht vom Christentum überzeugen wollen. Der Platz, den sonst eine übernommene Überzeugung ausfüllen würde, soll dem unmittelbar vor Gott gewonnenen Glauben vorbehalten bleiben. In Kierkegaards Werk findet sich diese antipersuasive Rhetorik beispielhaft verdichtet in „Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Hause des Herrn gehst“.
Der Anwendungsbereich dieser antipersuasiven Rhetorik, die ganz aus dem Geiste des Christentums abgeleitet ist, beschränkt sich doch nicht auf die christliche Rede. Der Vortrag wird abschließend einen Ausblick auf zeitgenössische Kunstpositionen geben, bei denen sich der Gedanke des Antipersuasiven auch bewährt.

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Dr. Tim Hagemann studierte Philosophie und Rhetorik in Kiel, Tübingen, Wien und Kopenhagen. Er ist ausgewiesener Kenner Sören Kierkegaards, der neben den »Geheimen Papieren« (Eichborn/Die Andere Bibliothek 2004) folgende Bände mit Texten Kierkegaards herausgab: »Berliner Tagebücher« (Philo 2000), »Schriftproben« (Philo 2005) und Hans Brochners »Erinnerungen an Sören Kierkegaard« (Philo 1997).