Moses Mendelssohn und die jüdische Aufklärung (Haskala) (Cord Berghahn)
Kategorie: Archiv
Di., 27. Okt., 19:30 Uhr
Heinrich Heine weist Moses Mendelssohn (1729-1786) in seiner »Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland« die Rolle eines jüdischen Luthers zu: »Wie Luther das Papstthum, so stürzte Mendelssohn den Talmud.« Seine für Heine entscheidende Leistung besteht also in der Beseitigung des »jüdischen Katholizismus«; Mendelssohns bedauerlicher ›Fehler‹ jedoch am Festhalten an deistischen Positionen in seiner Form des aufgeklärten Judentums.
Die Lesung hat zwei Perspektiven: (1.) Zunächst soll Heines publizistisches Projekt einer intellektuellen Geschichte Deutschlands als Geschichte des Pantheismus vorgestellt werden. (2.) Vor diesem Hintergrund tritt dann das philosophisch-politisch-religiöse Profil Moses Mendelssohns in den Blick, vorgestellt durch ausgewählte Schriften, Briefe und Übersetzungen. Dabei gewinnt Mendelssohn sowohl als Nestor der jüdischen Aufklärung, der Haskala, Profil als auch als Vordenker einer multireligiös pluralistischen Gesellschaft.
Es liest die Schauspielerin Diana Ebert (Staatstheater Oldenburg).
Cord-Friedrich Berghahn ist Gastprofessor für Neuere deutsche Literatur an der TU Darmstadt, Privatdozent an der TU Braunschweig und leitet seit 2012 ehrenamtlich als Präsident die Lessing-Akademie zu Wolfenbüttel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte (insbesondere Moses Mendelssohn), die Literatur der Goethezeit und der klassischen Moderne und das Verhältnis von Musik und Text im 19. und 20. Jahrhundert. Zuletzt hat er Bücher über Émile Zola, Richard Wagner und Edward Gibbon publiziert.