Problematische Existenz nach 1900: Georg von Lukács und Karl Jaspers (Csaba Olay)
Kategorie: Archiv
Do., 22. Okt., 19:30 Uhr
Georg von Lukács und Karl Jaspers kannten sich beide aus den Heidelberger Jahren im Kreis um Max Weber. Als junge Philosophen gingen sie mit unterschiedlichen Akzentuierungen der problematischen Existenz des Mensch nach. Im Anschluss an Kierkegaard war es vor allem der Gedanke, dass die menschliche Existenz ein problematisches Verhältnis zu sich selbst bedeutet, der sie gleichermaßen interessierte. Lukács und Jaspers kommen jedoch im Umkreis von Max Weber zu verschiedenen Schlussfolgerungen: Während der junge Lukács die These über den unausweichlich tragischen Charakter der Existenz entfaltet, die zu keinem guten Ende kommen kann, beschreibt Jaspers die menschliche Existenz, obwohl sie scheitern könne, auf einem möglichen Weg zum tieferen, philosophischen Selbstsein. Der Vortrag situiert die einschlägigen Gedanken von Lukács und Jaspers sowohl in ihrem Gesamtwerk wie auch im geistesgeschichtlichen Horizont der Zeit.
Prof. Csaba Olay hat den Lehrstuhl für neuzeitliche und zeitgenösssiche Philosophie am Institut für Philosophie der Eötvös Loránd Universität Budapest inne. Er promovierte in Freiburg i. Br., seine Schwerpunkte liegen in der deutschen Philosophie im 19. und 20. Jahrhundert, besonders an einer an Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer ausgerichteten Hermeneutik, an Jaspers‘ Existentialismus und Lebensphilosophie sowie einer politischen Philosophie, die ebenso Hannah Arendt als auch Vertreter der Frankfurter Schule wie Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer umfasst.