Reihe „Im Gespräch“: „Ich habe von Natur aus keinen revolutionären Impuls, aber kritisch würde ich mich schon nennen.“ (Martin Warnke)
Kategorie: Archiv
Fr., 01. Juli, 19:30 Uhr
Der Kunsthistoriker Martin Warnke im Gespräch mit Gunilla Budde und Matthias Bormuth.
Martin Warnke, 1937 in Brasilien als Sohn eines deutschen Pfarrers geboren, gehört zu den profiliertesten deutschen Kunsthistorikern. Seit den ersten Arbeiten über Rubens verfolgte er bis zur großen Studie über Velasquez das Thema des Hofkünstlers, seiner äußeren Abhängigkeiten und künstlerischen Freiheiten. Die Mittel des Leibniz-Preises ermöglichten Warnke in den Hamburger Jahren, das Erbe des deutsch-jüdischen Kunsthistorikers Aby Warburgs (1866-1929) entlang dessen kulturwissenschaftlich zwischen allen Disziplinen angelegten Werkes neu zu beleben. So konnte 1995 das Aby Warburg-Haus wiedereröffnet werden, das der eigenwillige Denker als Bibliotheks-, Forschungs- und Vortragsstätte begründet hatte. Seine von den Nationalsozialisten vertriebenen Schüler retteten die sagenumwobenen Bibliothek ins Exil nach London, wo sie zum Kern des dort gegründeten Warburg Institutes wurde.
Das Gespräch möchte Lebensgang und –werk von Martin Warnke erhellen. Abschließend steht auch im Blick auf das Karl Jaspers-Haus Frage, welche Bedeutung heute „Wissenschaftshäuser“ wie das um Aby Warburg im universitären und öffentlichen Raum haben können.
Martin Warnke war nach dem Studium in München, Madrid und Berlin 1964 mehrere Monate Berichterstatter der Frankfurter Auschwitz-Prozesse für die »Stuttgarter Zeitung«, danach Volontär an den Berliner Museen. 1970 habilitierte er sich als Kunsthistoriker mit seiner Forschung über die Organisationsformen der frühneuzeitlichen Hofkunst. Von 1971 bis 1978 lehrte er Kunstgeschichte an der Universität Marburg und anschließend bis zur Emeritierung 2003 an der Universität Hamburg.
Im Fokus seiner Forschung stehen die politischen und sozialen Bedingungen von Kunst. Als Leibniz-Preisträger (1990) setzte er wichtige Impulse zur Erforschung der Politischen Ikonographie. Wichtige Werke im letzten Jahrzehnt sind: »Velázquez. Form und Reform« (DuMOnt 2005); »Bildwirklichkeiten« (Wallstein 2005), »Rubens. Leben und Werk« (DuMont 2006), »Zeitgenossenschaft« (Diaphanes 2014).
(Foto: Vito Oražem)