Sebastiano Castellio. Eine Biographie aus den Wirren der Reformationszeit (Ueli Greminger)
Kategorie: Archiv
Di., 25. April, 19:30 Uhr im Lambertus-Saal
Sebastian Castellio setzte in der heißen Phase der Reformation nicht auf die Stärkung einer religiösen Partei, sondern auf die Kraft der Individualität und des kritischen Denkens. Sein Motto lautete:
„Die Wahrheit suchen und sie sagen, so wie man sie denkt, kann niemals ein Verbrechen sein.“
Castellio suchte Verbündete im Kampf für die Glaubensfreiheit. In Johannes Calvin meinte er, einen solchen gefunden zu haben. Es dauerte jedoch nicht lange, bis es zu Zerwürfnissen mit dem großen Reformatoren kam. Castellio blieb nur die Flucht. Mit seinem hartnäckigen Festhalten am humanistischen Ideal der religiösen Toleranz blieb er auch in Basel in der Schusslinie seines ehemaligen Verbündeten. Trotz Exil, bitterer Armut und übler Nachstellungen blieb er bei seiner Haltung: Es ist die Kunst des Zweifelns, welche die Macht und die Willkür der religiösen Ideologie bricht:
„Aus dem Nicht-Zweifeln dort, wo der Zweifel angebracht wäre, entsteht ebenso viel Übel, wie aus dem Unglauben dort, wo man glauben müsste.“
Der Vortrag geht der Aktualität Castellios nach als Vorkämpfer der religiösen Toleranz und Wegbereiter der Menschenrechte.
Ueli Greminger ist seit 30 Jahren als Gemeindepfarrer tätig, seit 2007 am St. Peter in Zürich. Er versteht sich als liberaler Theologe, der das Religiöse mit dem freien Denken verbindet. Zuletzt erschien von ihm u.a.die bisher einzige Monografie über Castellio: »Sebastian Castellio. Eine Biografie aus den Wirren der Reformationszeit.« (Orell Füssli Verlag, Zürich 2015).