Thomas Mann im Porträt. Goethe und Nietzsche als Vorbilder (Igor Ebanoidze)
Kategorie: Archiv
Di., 30. Aug., 19:30 Uhr
Man kann Thomas Mann wohl als postnietzscheanischen Autor bezeichnen – schon allein deshalb, weil Nietzsches Philosophie Manns Begriff des „Lebens” aufs Tiefste beeinflusst hat. Mann setzte sich Zeit seines Lebens in seinem Werk mit der Gestalt und Ideenwelt des Philosophen auseinander. Dabei verfolgte er vor allem eine existenzielle Strategie – im Sinne von Gleichsetzung, Selbstidentifikation oder Abgrenzung.
Ein anderes „mythisches Vorbild”, wie Thomas Mann 1936 in seinem Freud-Essay formulierte, war für ihn das kolossale geistig-vitale Ereignis Johann Wolfgang Goethe. Unter dem Zeichen der bewussten sowie unbewussten Auseinandersetzung mit diesen Vorbildern hat sich Thomas Manns “Bemühung um ein problematisches Ich” entwickelt.
Igor Ebanoidze studierte am Maxim Gorki-Literatur-Institut, er promovierte in Moskau zum frühen Schaffen Thomas Manns. Von 2004 bis 2014 arbeitete er als Herausgeber und Übersetzer an der 13-bändigen Friedrich Nietzsche-Gesamtausgabe. Zurzeit ist er der Leiter des Verlages “Kulturnaja revolutsija”. 2015 wurde er mit dem Medaille des Instituts für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.