Thomas Manns unerhörte Lektionen. Die Rundfunkreden “Deutsche Hörer!” im Lichte heutiger Erfahrung (Igor Ebanoidze)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Di., 13. Februar 2024, 19:30 Uhr
Mit dem Projekt „Deutsche Hörer!“ erwies sich Thomas Mann in den Kriegsjahren 1940-1945 über die BBC als politischer Aufklärer, der literarische Propaganda für eine demokratische Weltordnung betrieb. Seine Radioansprachen lassen sich im Lichte des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine neu verstehen. Die historische Kritik an der deutschen Aggression in Europa seit 1939 kann von daher in der strukturellen Verwandtschaft mit dem heutigen Russland aufgenommen werden, das vor fast genau zwei Jahren sein Nachbarland überfiel. Können wir mit den geschichtlichen Einsichten des Romanciers etwas lernen, um Parallelen in den aktuellen Vorkommnissen klarer zu sehen? Oder bleiben die literarischen Lektionen unerhört, die Thomas Mann vor über sieben Jahrzehnten gab? Der Vortrag will Kernüberlegungen des deutschen Autors im Exil vorstellen und mit uns diskutieren.
Igor Ebanoidze studierte am Maxim Gorki-Literatur-Institut und promovierte in Moskau zum frühen Schaffen Thomas Manns. Von 2004 bis 2014 arbeitete er als Herausgeber und Übersetzer an der 13-bändigen Friedrich Nietzsche-Gesamtausgabe. Zurzeit ist er Leiter des Verlages „Kulturnaja revolutsija” und Mitarbeiter des Instituts für die Weltliteratur. 2015 wurde er mit der Medaille des Instituts für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Heute lebt er als georgischer Staatsbürger in Tiflis als Mitglied des dortigen Unabhängigen Instituts für Philosophie.