„Versunken im Ich-Gestein“ – Gerhard Altenbourg als Künstler (Anita Beloubek-Hammer und Eduard Beaucamp)

Kategorie: Archiv

Di., 19. Dez., 19:30 Uhr

Leben und Schaffen von Gerhard Altenbourg aus dem thüringischen Altenburg spiegeln wie kein zweites deutsches Künstlerschicksal nach 1945 die Problematik der deutschen Teilung wider. Bereits frühzeitig international geehrt, musste der Künstler in der DDR seine kreative Eigenart unter vielen Opfern gegen die herrschende kulturpolitische Doktrin durchsetzen. Die traumatischen Kriegserfahrungen als achtzehnjähriger Wehrmachtssoldat bewirkten zunächst ein im Frühwerk dominantes desillusioniertes Menschenbild. Später reagierte der Künstler auf die Verletzungen von außen zunehmend mit dem Rückzug nach innen.
In Auseinandersetzung mit Natur, Literatur und Philosophie (der Antike und Asiens) sublimierte er seine Kunst zu poesievoller Schönheit, zeichnete und aquarellierte mit erlesenen Tuschen, Stiften und Farben filigrane Bildteppiche in kostbar anmutendem Gepräge, die durch eigenwillige Titel eine ironische Dimension erhielten.

Der Vortrag unternimmt den Versuch, anhand von Hauptwerken aus einer bedeutenden Privatsammlung sowie im Gespräch mit dem Kunstkritiker Eduard Beaucamp die künstlerische Eigenart und Weltsicht Altenbourgs zu erhellen.

Anita Beloubek-Hammer, war als Kunsthistorikerin über Jahrzehnte an den Staatlichen Museen zu Berlin tätig, zunächst bis 1995 an der Nationalgalerie, anschließend im Kupferstichkabinett. Ihre zahlreichen Ausstellungen und Publikationen zur Kunst des 20. Jahrhunderts hatten die Schwerpunkte Expressionismus, Bildhauerkunst, Zeichnung und Graphik (u.a. zu Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Pablo Picasso, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, zur Künstlergruppe „Brücke“ und zur Neuen Sachlichkeit) – zuletzt: Ausstellung und Katalog »Gerhard Altenbourg. Das gezeichnete Ich« beaucamp-passfoto_DSC8645(Imhof 2015).

Eduard Beaucamp ist Publizist und Kunstkritiker, u.a. seit den 1970er Jahren in der FAZ, wo er für das Werk Tübkes einsteht. Als besonderer Kenner der Kunst der ehemaligen DDR  gab er die privaten Notate von Werner Tübke unter dem Titel »Mein Herz empfindet optisch« (Wallstein 2017) mit heraus. Außerdem erschien von ihm zuletzt: »Im Spiegel der Geschichte. Die Leipziger Schule der Malerei« (Wallstein 2017).