Zeitbewusstsein und Sinn-Horizonte. Über Bedeutungen von Begriffsgeschichte (Wilhelm Schmidt-Biggemann)

Kategorie: Archiv

Do., 09. Juli 2015, Hörsaal 3 (A14)

Abendvortrag Plakat_01„Begriffe sind das Instrumentarium des Geistes, womit wir unsere Welt erkennend verwalten. Sie sind für unser bewusstes wie für unser unbewusstes Leben schlechterdings unentbehrlich. Sie machen unser Wissen als Sprache verfügbar, indem sie in der Vergangenheit Erfahrenes identifizieren und als Zukunftserwartung umdisponieren. In diesem Sinne konstituieren sie Zeitbewusstsein und Geschichtsverständnis zugleich. Begriffsgeschichte erschließt den Erfahrungs- und Sinnhorizont des menschlichen Geistes; sie ermöglicht einen verantwortlichen Umgang mit der Gegenwart, weil sie die Verfassung unserer Welt in ihren erfreulichen und gefährlichen Dimensionen aufzeigt. Diese verantwortete Erfahrung bereitet die Gegenwart auf das je neu Kommende, eben die Zukunft, vor.”
Wilhelm Schmidt-Biggemann ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Nach dem Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Theologie in Bochum, u. a. bei Blumenberg, schloss Schmidt-Biggemann dieses 1974 durch eine Dissertation zu „Maschine und Teufel. Jean Pauls Jugendsatiren nach ihrer Modellgeschichte” ab. Nach Forschungen zur Frühen Neuzeit und zur Religionsphilosophie von Hermann Samuel Reimarus an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel (DFG-Projekt); wo er von 1976 bis 1979 Abteilungsleiter des Wissenschaftsprogramms war, wurde er Assistent am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, sich Schmidt-Biggemann mit einer Arbeit zu „Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft“ habilitierte. Seit 1989 ist er Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin und hatte  verschiedene Gasprofessuren inne, u.a in Prag, Princeton, Cambridge oder Tel Aviv.
Schmidt-Biggemanns Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Religionsphilosophie, der Geschichte der Philosophie und Philologie in der Frühen Neuzeit sowie der Geschichte der Metaphysik.
Zuletzt erschien von ihm u.a.: „GESCHICHTE WISSEN. Eine Philosophie der Kontingenz im Anschluss an Schelling” (Stuttgart-Bad Canstatt 2014), „Geschichte der christlichen Kabbala. Band 1-3” (Stuttgart-Bad Cannstatt 2012-13) sowie als Herausgeber „Heinrich Khunrath: Amphitheatrum Sapientiae Aeternae. Schauplatz der ewigen allein wahren Weisheit (gemeinsam mit Carlos Gilly, Anja Hallacker, Hanns-Peter Neumann)” (Stuttgart-Bad Cannstatt 2014) oder „300 Jahre Essais de Théodicée: Rezeption und Transformation (gemeinsam mit Wenchao Li)” (Stuttgart 2013).