Schwäne im Schilf. Anmerkungen zur Biographie und Werkgestalt bei C. D. Friedrich (Tilman Allert)

Kategorie: Archiv

Di., 22. Sept., 20:00 Uhr

Der Versuch, eine biografische Motivschichtung in der Werkgenese freizulegen, entspricht nicht der herrschenden kunstwissenschaftlichen Erschließung des Werks von Caspar David Friedrich. Jedoch fallen bei der beinah kanonisierten Zuschreibung von Friedrich als Weichensteller der künstlerischen Romantik Eigentümlichkeiten auf, die in der bildhermeneutisch orientierten Werkinterpretation vielleicht übersehen, vielleicht in ihrer möglichen Bedeutung nicht weiter verfolgt werden. Der Vortrag schlägt eine Interpretation Friedrichs vor, die sich auf die Entwicklungsgeschichte des künstlerischen Vermögens konzentriert. Hierbei sind die familiengeschichtlichen wie professionstypischen Voraussetzungen von Interesse, sich in einer malerischen Ausdrucksintention zu artikulieren suchen. Die Weichenstellungen der „Intellektualgestalt“ (Dieter Henrich), die Zeit, in der von einer ausgereiften künstlerischen Identität noch nicht die Rede sein kann, erschließen also in einem Verweisungszusammenhang, der nicht zwingend chronologisch zu verstehen ist, einen neuen Blick auf Werk und Person.

Tilman Allert studierte Soziologie an den Universitäten Freiburg, Tübingen und Frankfurt am Main. Nach seiner Promotion 1981 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Univ-ersität Tübingen und habilitierte sich 1994. Seit 2000 ist er Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und lehrt als Gastdozent an den Universitäten von Tiflis und Eriwan sowie an der International Psychoanalytical Universitiy in Berlin. Einer größeren Leserschaft ist er mit seinem Buch »Der deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste« (2005) bekannt geworden, sowie als regelmäßiger Beiträger u.a. für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Brand Eins« oder die »Neue Zürcher Zeitung«. Für seine Habilitationsschrift »Die Familie. Fallstudien zur Unverwüstlichkeit einer Lebensform«, erschienen 1998 bei de Gruyter, erhielt Allert 1999 den »Christa-Hoffmann-Riem-Preis« für qualitative Sozialforschung.

Veranstaltungsort: Oldenburger Kunstverein, Damm 2a, 26135 Oldenburg
Der Vortrag findet in Kooperation mit der Karl Jaspers-Gesellschaft statt.