Stefan Zweig und Franz Werfel als literarische Repräsentanten des Judentums in der Diaspora (Gerhard Langer)

Kategorie: Archiv

Di., 31. Mai, 19:30 Uhr

Mitten im Ersten Weltkrieg schreibt Stefan Zweig ein pazifistisches Drama in Anlehnung an eine biblische Prophetengestalt: Jeremias. Im Zentrum steht der Wahnsinn des Krieges, viel mehr aber noch das Schicksal und die Würde der Emigranten, die Glaube und Hoffnung verbindet. Zweig wird die Migration am eigenen Leib erfahren und letztlich daran zerbrechen. Viele Jahre später schreibt Franz Werfel mit „Höret die Stimme“  ebenfalls einen großartigen Roman zur Figur des Jeremias und dem Schicksal der Migranten.
Neben den Aspekten von Exil und Heimat, die angesichts der Massenflucht von verzweifelten Menschen an immer dichteren Grenzen wieder brennend gegenwärtig sind, widmet sich der Vortrag der Frage nach der jüdischen Identität von Zweig und Werfel in einer Zeit des sich ausbreitenden Antisemitismus, mit Blick auf ein zerbrechendes Europa und einen Rückzug ins Nationale.

Gerhard Langer ist Professor für Judaistik an der Universität Wien mit Schwerpunkt auf der Rabbinischen Periode (70-1000 n.Chr.). Von 2004 bis 2010Gerhard_Langer_Portrait leitete er das interdisziplinäre Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg. Zentrale Interessensgebiete sind Midrasch, rabbinische Hermeneutik, Bildungssystem und Menschenbild sowie deutschsprachige Literatur und ihr Bezug zum Judentum.
Zu seinen Publikationen gehören u.a. »Menschen-Bildung. Rabbinisches zu Lernen und Lehren jenseits von PISA« (Stabwechsel 3), Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2012 oder »Midrasch: Ein Lehrbuch« (Lehrbuchreihe Jüdische Studien; UTB). Tübingen: Mohr Siebeck 2016 (im Druck) sowie Aufsätze u.a. zu Soma Morgenstern und Franz Werfel.