Erich Auerbach. Geschichte und Erzählkunst in seinen Briefen (Martin Vialon und Michael Krüger)

Kategorie: Archiv

Mi., 3. Mai, 19:30 Uhr

Am Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg entsteht die Briefausgabe des Romanisten und Kulturphilosophen Erich Auerbach (1892-1957), der im Istanbuler Exil zwischen 1942 und 1945 sein Hauptwerk Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur verfasste. Während das Mimesis-Buch die Grundströmungen der realistischen Literaturentwicklung von Homer bis Marcel Proust als gewandelte Stil- und Erzähltraditionen im Kontext von Wirtschafts-, Religions- und Kulturgeschichte behandelt, ist Auerbach als feinsinniger Briefschreiber innerhalb der europäischen Geistesgeschichte noch zu entdecken.

Die Lesung ausgewählter Briefe übernimmt der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger, während der Editor Prof. Martin Vialon die Schreiben im Horizont der intellektuellen Biographie Erich Auerbachs erläutert. Der Abend steht unter dem Motto von Auerbachs Freund Walter Benjamin:

„Man unterschätzt heute Briefwechsel […]. Die ‚Zeugnisse‘ gehören zur Geschichte des Fortlebens eines Menschen und eben, wie in das Leben das Fortleben mit seiner eigenen Geschichte hereinragt, läßt sich am Briefwechsel studieren. […] Briefe, wie man sie hintereinander liest, verändern sich objektiv aus ihrem eigenen Leben. Sie leben in einem anderen Rhythmus als zur Zeit, da die Empfänger lebten“.

 

Prof. Martin Vialon, ist seit Herbst 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg und leitet das Erich Auerbach-Archiv. Er lehrte an der Yeditepe University in Istanbul, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Nach der Istanbuler Berufung 2012 für Komparatistik und Kulturphilosophie, war Vialon Karl Jaspers-Fellow (2013) in Oldenburg und kehrte anschließend nach Deutschland zurück.

Michael Krüger war ab 1968 im Hanser-Verlag tätig, wurde 1986 dessen literarischer Leiter und fungierte von 1995 bis 2013 als verlegerischer Geschäftsführer. Seitdem ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Krüger ist Autor von Gedichten, Novellen und Erzählungen sowie verschiedener Romane. Zuletzt erschienen »Der Gott hinter dem Fenster: Erzählungen« (2015) und »Das Irrenhaus« (2016).

(Photo: Peter-Andreas Hassiepen)