Jaspers und die Psychopathologie (Matthias Lammel)

Kategorie: Archiv

Di., 13. Juni, 19:30 Uhr

Die »Allgemeine Psychopathologie« (1913/1946) von Karl Jaspers (1883-1969) gehört zu den wichtigsten Büchern der Psychiatrie. Die methodische Dichotomie „Verstehen und Erklären“ und deren Übertragung ins Sachliche mit den Alternativbegriffen „Entwicklung und Prozess wurde“ zum wesentlichsten, wenn auch nicht unproblematischen Ordnungsgesichtspunkt einer an Karl Jaspers orientierten Psychiatrie. Daraus resultieren Diskussionen über den „Krankheitsbegriff“, die bis heute andauern. Im Zuge dessen stellt sich auch die Frage nach den Folgen des „Theorieverzichts“ und nach der Notwendigkeit der Arbeit an „heuristischen Ordnungsgesichtspunkten“.

Die Arbeiten von Karl Jaspers – und Kurt Schneider (1887-1967) – sind nicht nur von historischem Interesse für die wissenschaftliche Fundierung der Psychopathologie. Die Rezeption ist notwendig für den Erwerb einer psychopathologischen Bildung, zu deren Funktionen gehört, den „Verlust der Freiheit“ durch „Krankheit“ mit der Folge der Exkulpation und bisweilen auch der Anwendung von „Zwang“ zu bestimmen.

Dr. med. habil. Matthias Lammel ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und forensische Psychiatrie sowie freiberuflich tätiger Sachverständiger für forensische Psychiatrie, Dozent an der Psychologischen Hochschule Berlin, Autor und Herausgeber zu Themen der Psychopathologie und forensischen Psychiatrie, zuletzt (mit anderen): »Karl Jaspers’ Allgemeine Psychopathologie – Standortbestimmungen« (2017).