„Wie weit sich die Pflicht der Duldung erstreckt.“ John Lockes Brief über Toleranz 1689 (Manfred Geier)

Kategorie: Archiv

Di., 20. Juni, 19:30 Uhr

Der englische Frühaufklärer John Locke (1632-1704) lebte und dachte in finsteren Zeiten politischer Machtkämpfe und Konfessionskriege.
Es galt, die Menschen aufzuklären, um sich, wie mit einem Kerzenlicht in dunklen Räumen, für die nächsten Schritte orientieren zu können. Politisch sollten dazu elementare Menschenrechte (Leben, Freiheit und Eigentum) dienen, für die Locke in zwei „Abhandlungen über die Regierung“ plädierte; erkenntnistheoretisch klärte seine „Unterrsuchung des menschlichen Verstandes“, wie auf der Grundlage sinnlicher Wahrnehmungen verlässliches Wissen erreicht werden kann; und sein „Brief über Toleranz“ ging von dem Grundgedanken aus, dass für den Menschen der Weg zu seinem Seelenheil nur begehbar ist, wenn er von ihm selbst gewählt und aus eigenem Wissen verantwortet wird.
Weder der Staat noch eine Staatskirche können dem einzelnen Menschen die höchste Sorge abnehmen, mit uneingeschränkter Autorität für sich selbst zu urteilen. Problematisch dabei war, dass Locke die römisch-katholischen Papisten und die ungläubigen Atheisten aus der staatlichen und kirchlichen Pflicht der Duldung (the duty of toleration) heraus nahm. manfred_geier_kl Das Kerzenlicht seiner religionspolitisch toleranten Aufklärung blieb den Protestanten und ihren „Dissenters“ vorbehalten.

Manfred Geier war bis 1998 Professor für Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Hannover. Seitdem arbeitet er freiberuflich als wissenschaftlicher Sachbuchautor, mit dem Schwerpunkt Philosophiegeschichte. Zu seinen Büchern gehört eine Trilogie der Aufklärung: »Kants Welt« (2003); »Die Brüder Humboldt« (2009); »Aufklärung. Das europäische Projekt« (2012). Aus Anlass des 300. Todestages von Leibniz (14. November 1716) erschien als E-Book: »Leibniz oder Die beste der möglichen Welten«.