Anschauliche Soziologie. Max Weber in seinen Reisebriefen (Tilman Allert)

Kategorie: Archiv

Do., 06. Juli, 19:30 Uhr

Die Texte Max Webers erfreuen sich einer anstrengenden Komplexität. So raffiniert und aussagekräftig seine kulturgeschichtlichen Analysen zum Zusammenhang von religiöser Orientierung und ökonomischer Rationalität auch sein mögen, so modern seine Fragestellung auf das Bemühen um ein Verständnis der Gegenwart ausstrahlen, ein literarisches Vergnügen ist die Lektüre nicht.
In deutlichem Kontrast dazu steht der Briefwechsel, insbesondere der Austausch mit den Familienmitgliedern. Auf den zahlreichen Reisen, die Max Weber – in der Regel mit dem Ziel der Rekonvaleszenz – unternimmt, versteht er es, seine Beobachtungen und Reflexionen in einer Sprache zu formulieren, die es längst geboten erscheinen lassen, diesen Teil des Werkes der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Vortrag macht auf die unentdeckte Reichhaltigkeit dieses Ausschnitts aus dem Weberschen Werk aufmerksam und lädt dazu ein, sich von einem ethnografisch sensiblen Beobachter der menschlichen Lebensführung faszinieren zu lassen.

Tilman Allert ist- Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. und lehrt als Gastdozent an den Universitäten von Tiflis und Eriwan sowie an der International Psychoanalytical Universitiy in Berlin. Einer größeren Leserschaft ist er mit seinem Buch »Der deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste« (2005) bekannt geworden, sowie als regelmäßiger Beiträger u.a. für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Brand Eins« oder die »Neue Zürcher Zeitung«. Zuletzt erschien »Der Mund ist aufgegangen. Vom Geschmack der Kindheit« (2016).