Karl Jaspers und die Allgemeine Psychopathologie. Auf dem Weg zur verstehenden Philosophie (Stefania Achella)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Mo., 05. Mai 2025, 19:30 Uhr
Karl Jaspers’ philosophisches Interesse prägte bereits die Entstehung seiner Allgemeinen Psychopathologie (1913) und trug zu einer grundlegenden methodologischen Neuausrichtung der Psychiatrie bei. Die enge Verflechtung von Philosophie und Psychopathologie steht im Mittelpunkt von Jaspers’ frühem Denken, das die Entwicklung des Verstehens als eigenständige hermeneutische Methode bewusst in Abgrenzung zur naturwissenschaftlichen Erklärung fasst.

Karl Jaspers, 1910 © Wikipedia
Der Vortrag zeigt, wie Jaspers durch die Integration philosophischer Reflexion eine verstehende Psychopathologie begründete, die in ihrem pluralistischen Ansatz sowohl methodisch als auch erkenntnistheoretisch anspruchsvoll ist. In dieser Perspektive erscheint psychische Erkrankung nicht mehr nur als biologisches Phänomen, sondern als Ausdruck existenzieller Zusammenhänge. Schließlich wird beleuchtet, wie Jaspers’ Ansatz eine Brücke zur Existenzphilosophie schlägt, indem er das Verstehen als zentrales Instrument zur Erfassung menschlicher Existenz etabliert und damit die Grundlagen der Psychiatrie methodologisch und anthropologisch neu bestimmt.
Stefania Achella ist Professorin für Philosophie der Geschichte an der Universität Chieti-Pescara (Italien). Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die klassische deutsche Philosophie, insbesondere Hegel, die Ethik des Posthumanismus, die feministische Theorie sowie die philosophischen Grundlagen der Psychopathologie.
Sie hat Jaspers mehrere wissenschaftliche Artikel sowie die Monographie Rimanere in cammino. Karl Jaspers (2012) gewidmet. Gemeinsam mit Giuseppe Cantillo gründete sie die Società Italiana Karl Jaspers und ist derzeit zusammen mit Francesco Miano Herausgeberin der Rivista di Studi Jaspersiani. Die Herausgeberin der Reihe Jaspersiana (Mimesis Verlag) hat außerdem verschiedene Werke von Karl Jaspers ins Italienische übersetzt, unter anderem den Aufsatz Delirio di gelosia sowie zwei Kapitel der ersten Ausgabe der Allgemeinen Psychopathologie.