Über Tod, Unsterblichkeit, Fortdauer. Ernst Bloch im Suhrkamp Verlag (Wolfgang Schopf)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein

Di., 08. April 2025, 19:30 Uhr

Der Suhrkamp Verlag gehört zentral zur intellektuellen Geschichte der Bundesrepublik. Wir wollen in Zukunft unterschiedliche Stimmen vorstellen, die seit 1950 in ihm vernehmbar wurden. Philosophisch waren es anfangs Theodor W. Adorno und Walter Benjamin, deren Werke Peter Suhrkamp förderte, bevor Ernst Bloch zu ihnen trat.  

Doch erst 1959, mit der Übernahme der verlegerischen Verantwortung durch Siegfried Unseld und dessen unbedingtem Eintreten für Das Prinzip Hoffnung, dem später sogar eine ganze Werkausgabe von Ernst Bloch folgte, war dieser eigenwillige Philosoph dauerhaft zu hören.

Seine Bücher erschienen seit den 1960er Jahren in verschiedenen Reihen des Suhrkamp Verlags, der sowohl das breite Publikum wie auch den universitären Betrieb mit bewußtseinsbildenden Schlüsseltexten der Gegenwart versorgte. Es waren die edition suhrkamp, die Reihe theorie und später das suhrkamp taschenbuch wissenschaft, die auch für Ernst Blochs Werke wichtige Foren wurden.

Ernst Bloch © Ernst-Bloch-Gesellschaft

Ernst Bloch hatte nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil in Leipzig mit erheblichen Repressalien und zunehmende Isolation als Professor zu erdulden, als er nach der Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes scharfe Kritik übte. So war es ein Glück, dass er seit 1959 an den Frankfurter Verlag gebunden war und zwei Jahre später die Tübinger »Gastprofessur auf Lebenszeit« erhielt, sodass er noch in hohem Alter eine von ihm selbst in Rede und Werk geschaffene »Heimat« fand.

Wie diese Geschichte sich im Verhältnis zu seinem Verlag genau zutrug, erkundet Wolfgang Schopf, der Frankfurter Literaturhistoriker und beste Kenner des Suhrkamp Verlags.  Er bietet ein vielschichtiges Arrangement, das aus der Korrespondenz zwischen Ernst Bloch und den Verlegern, den Gutachten von Lektoren oder Konkurrenten ein lebendiges Bild von seinem Schaffen und dessen Wirkungen erzeugt.

Dr. h.c. Wolfgang Schopf, Germanist und wissenschaftlicher Archivar, leitet heute das Literaturarchiv der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Dort baute er 2000-2009 die Archive der Verlage Suhrkamp und Insel auf. Eingedenk seiner Verdienste um das Erbe Peter Suhrkamps trägt er die Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg. Er verantwortet vielerlei Editionen, Ausstellungen und Vorträge zu den Quellen der »Suhrkamp-Kultur«. Die Spanne reicht von »So müßte ich ein Engel und kein Autor sein«. Adorno und seine Frankfurter Verleger (2003) bis Walter Boehlich, »Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.« Briefe 1944 bis 2000 (2021). Für Ernst Bloch, Das Abenteuer der Treue. Briefe an Karola 1928-1949 (2005) wirkte er als editorischer Berater.