Hannah Arendt. Denken ohne Geländer. Ein Leben in Briefen. Amerikanische Träume (1949-1961)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Do., 18. September 2025, 19:30 Uhr
Lesung mit Franziska Vondrlik und Matthias Bormuth
Der zweite Teil der Lesung, die Leben und Denken Hannah Arendts in Briefen anschaulich machen will, geht philosophisch von der erneuten Begegnung mit Martin Heidegger aus. Trotz der politischen Verwerfungen finden beide für kurze Zeit eine Sprache für das Ereignis ihrer Liebe, die auch im Denken Hannah Arendts nachhaltig wirken wird. Zugleich zeigt ihr Schreiben an Gershom Scholem, wie scharf sie die politische Lage in Deutschland zu beurteilen vermag. Aber auch Israel, das Hannah Arendt 1955 besucht, sieht sie mit kritischen Augen. Der Zionismus von Kurt Blumenfeld bleibt ein streitbares Thema.

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Mary McCarthy teilt Arendt in jenen Jahren ihre Begeisterung für das sokratische Denken mit, das sie an großen Universitäten der USA nach dem Erfolg von „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ zunehmend vertritt. Dass ihre unorthodoxe Art als Gastprofessorin im akademischen Betrieb auch in Kalifornien umstritten ist und Arendt es versteht, bei Studierenden das Feuer der Nachdenklichkeit zu wecken, teilt sie Heinrich Blücher mit.
Wie persönlich Arendt auch jungen Menschen ihre Einsichten vermitteln kann, zeigt der Brief, den sie nach dem Tod Bertolt Brechts an ihre Nichte Edna Brocke schreibt. Arendt geht es um eine Freiheit, die sich für Welt ohne Fanatismus einsetzt und im Denken noch eine Vision anderen Lebens bewahrt, das frei von gesellschaftlichen Zwecken bleiben kann.

Die Schauspielerin und Sprecherin Franziska Vondrlik ist festes Ensemblemitglied des Theaters der Oldenburger Kulturetage. Ihre besondere Leidenschaft gilt der Literatur und dem Chanson. Zuletzt trat sie im Karl Jaspers-Haus mit ihrem Programm über die jüdische Dichterin Mascha Kaléko auf.
Matthias Bormuth ist Professor für Vergleichende Ideengeschichte an der Universität Oldenburg und Leiter des Karl Jaspers-Hauses. Entlang eigener Forschungen zu Max Weber verdichtete er in dem Band: Wir modernen Menschen. Über Max Weber (Wallstein 2020). Zuletzt erschienen: Die Kunst des Fragens. Marginalien und Porträts (Wallstein 2024) und Trapezkünstler. Der Fall Kafka (Berenberg 2024). Jüngste Publikation: Von der Unheimlichkeit der Welt. Denken mit Hannah Arendt (Matthes und Seitz Oktober 2025).
