Lessing als Kritiker und Polemiker (Cord-Friedrich Berghahn)

Kategorie: Archiv

Di., 14. Juli, 19:30 Uhr

Für Heinrich Heine zählt Lessing neben Luther und Kant zu jenem Dreigestirn, das die geistige Physiognomie Deutschland entscheidend geprägt hat. Während Luther in Heines Schrift „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ der Apostel der spirituellen Befreiung des Christentums ist, liegen Lessings Verdienste in der Befreiung der Künste und Wissenschaften – und von da ausgehend auch auf der kritischen Prüfung und Erschütterung der allzu leicht gebauten aufgeklärten Religion. Für Heine war aber auch Lessings polemische Schreibart von nicht nachlassendem Reiz. Er hat sich ihr in seinen Schriften immer wieder genähert, hat sie zitiert und fortgeschrieben. Ja, sein eigenes Projekt einer Autorschaft, die zugleich kritisch und poetisch sein soll, lässt sich bruchlos auf das Vorbild Lessing zurückführen. Gerade für den späten Heine mit seinem Projekt einer „zweiten Aufklärung“ (Peter Bürger), einer selbstreflexiven und selbstkritischen und elementar als Prozess gedachten Aufklärung, ist Lessing der immer wieder beschworene intellektuelle Gewährsmann.

Der Abend soll diesen kritischen und polemischen Lessing vorstellen, den Heine so bewundert hat. Nientje Schwabe, Ensemblemitglied des Oldenburgischen Staatstheaters, und Cord-Friedrich Berghahn, werden bekannte und unbekannte Texte des Kritikers und Polemikers Lessing lesen und kommentieren.

Beginn: 19:30 Uhr im Karl Jaspers-HausFoto : Jörg Scheibe

Prof. Dr. Cord-Friedrich Berghahn ist Gastprofessor für Neuere deutsche Literatur an der TU Darmstadt, Privatdozent an der TU Braunschweig und leitet seit 2012 ehrenamtlich als Präsident die Lessing-Akademie zu Wolfenbüttel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte (insbesondere Moses Mendelssohn), die Literatur der Goethezeit und der klassischen Moderne und das Verhältnis von Musik und Text im 19. und 20. Jahrhundert. Zuletzt hat er Bücher über Émile Zola, Richard Wagner und Edward Gibbon publiziert.