Auf dem Weg zur Weltliteratur – Elias Canetti in seinen Briefen (Sven Hanuschek)
Kategorie: Archiv
Mo., 07. Mai, 10:00 Uhr, BIS-Saal
Elias Canetti (1905–1994) hatte als Autor einen schwierigen Start: Kurz nachdem sein Roman »Die Blendung« 1935 endlich erscheinen konnte, musste er aus Wien nach England emigrieren. Zwei Jahrzehnte arbeitete er im Exil an der Studie »Masse und Macht«, seinem fern aller Denkschulen entstandenen philosophisch-essayistischen Meisterwerk; erst in den 1960er Jahren gelang ihm der Durchbruch, nach der dritten deutschen Ausgabe der »Blendung« setzte allmählich auch eine internationale Rezeption ein. Zum Welt-Autor wurde er nicht mit den radikalen Frühwerken, sondern mit den autobiographischen Arbeiten, von den »Stimmen von Marrakesch« bis den drei Bänden »Die gerettete Zunge«, »Die Fackel im Ohr« und »Das Augenspiel«.
Der Vortrag zeichnet Canettis Aufstieg vom jahrzehntelang in England Deutsch schreibenden Einzelkämpfer zum Nobelpreisträger nach und fragt anhand des im kommenden Herbst erscheinenden Briefbandes nach den Gründen, Brüchen und Mechanismen dieser Entwicklung.