Der moralisch-politische Hintergrund von Jaspers‘ Achsenzeit-These (Kurt Salamun)
Kategorie: Archiv
Sa., 4. Feb., 19:30 Uhr
Der Vortrag vertritt die These, dass es Jaspers bei dem Begriff der Achsenzeit um die Vermittlung eines liberalen Ethos ging, das in der existenzphilosophischen Denkphase für die Begriffe der Grenzsituation und der zwischenmenschlichen Kommunikation konstitutiv ist. Ab 1938 wurde mit der Schrift Vernunft und Existenz der Begriff der Vernunft zentral. Mit dem Begriff der „universalen Kommunikation“ wurde das liberale Ethos dann auch mit der Achsenzeitthese verbunden; das Bewusstsein von der Achsenzeit sah Jaspers als einen wichtigen Impuls zur universalen Kommunikation.
Die Achsenzeitthese sollte als Idee einer geschichtlichen Einheit von kulturellen Ursprüngen der Menschheit dazu beitragen, eine sittlich-moralische Umkehr politischen Denkens und Handels zu fördern. Von seinem liberalen Ethos der Humanität aus warnte er vor der Entwicklung zu einem totalitären Weltimperium und vor der Gefahr einer „totalen Denkungsart“, die über Planungsideologien die Spielräume individueller Freiheit eliminiert.
Kurt Salamun ist Emeritus der Universität Graz. Als Gründer und Präsident der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft ist er außerdem Mitglied des Stiftungsrates der Karl-Jaspers-Stiftung. Salamun ist Herausgeber der »Schriftenreihe zur Philosophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus« sowie Mitherausgeber des »Jahrbuchs der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft«.