Die maßgebenden Menschen. Sokrates (Simeon Hüttel)

Kategorie: Aktuelles // In der Bibliothek – Jaspers-Lektüren

Di., 30. September 2025, 19:30 Uhr

Sokrates gilt in der abendländischen Philosophie als der Philosoph schlechthin, als kritischer und unbestechlicher Geist, der die Philosophie „vom Himmel herabgeholt“ habe, wie Aristoteles es einmal ausdrückte. In der berühmten Verteidigungsrede vor seinen Athenischen Mitbürgern vergleicht sich Sokrates mit einer Stechmücke: Er habe seinen Mitmenschen mit lästigen Fragen zusetzen wollen, um so den Wert ihrer konventionellen Weltanschauungen zu überprüfen.

© Wikipedia (Büste des Sokrates, Louvre, Paris)

In der Philosophiegeschichte von Karl Jaspers spielt Sokrates eine entscheidende Rolle. Sokrates, davon ist Jaspers überzeugt, lebt Philosophie: Er hinterfragt, gibt seine Unwissenheit zu, sucht nach Wahrheit und stirbt schließlich für seine Überzeugungen. Anstelle eines abstrakten Theoretisierens übt Sokrates eine existenzielle Haltung ein – Wahrheit als gelebte Authentizität in Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit.

Aber was genau veranlasste Jaspers, in Sokrates einen „maßgebenden Menschen“ zu sehen, den er in eine Linie mit Konfuzius, Buddha und Jesus stellte? Wie genau unterscheidet sich die Sichtweise des Existenzphilosophen von den Perspektiven anderer großer Denker des 20. Jahrhunderts, namentlich von seiner Schülerin Hannah Arendt? Und wo liegen die Stärken, wo die Schwächen der sokratischen Methode des Philosophierens?

 

Simeon Elias Hüttel studierte Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Eichstätt und Trier, und war wissenschaftlich über die letzten Jahre am Karl-Jaspers-Haus in Oldenburg tätig. Er tritt im Oktober 2025 eine Stelle des Bibliothekars im Cusanus-Stift in Bernkastel-Kues an, um hier die Sammlung mittelalterlicher Handschriften des Nikolaus von Kues zu betreuen. Er steht am Ende seiner Promotion zum Freiheits- und Geschichtsbegriff der Schottischen Aufklärung. Im Herbst veröffentlicht er eine kleine kulturgeschichtliche Essaysammlung „Die Geburt des Vampirs“ im Verlag zu Klampen.