Ein deutscher Europäer und Weltbürger. Karl Jaspers als politischer Philosoph (Matthias Bormuth)
Kategorie: Archiv
Do., 11. April, 19:30 Uhr
Der politische Denker Karl Jaspers wird vor allem nach 1945 erkennbar, als er bald im deutschen und europäischen Kontext mit »Die Schuldfrage« und »Vom europäischen Geist« zwei Essays publiziert, die weite Kreise ziehen und bis heute ihre Aktualität nicht verloren haben.
Hannah Arendt ist es, die gut ein Jahrzehnt später die kantischen Wurzeln des politischen Philosophen Jaspers freilegt und sein „Weltbürgertum“ im Namen des Königsberger Aufklärers darstellt. Die Rolle des Intellektuellen, der sich zum „öffentlichen Gebrauch“ seiner Vernunft aufgerufen sieht, geht Jaspers als Schriftsteller weiter nach, wobei er mit »Wohin treibt die Bundesrepublik?« noch spät einen Bestseller landet, der Rudolf Augstein und Marion Gräfin Dönhof auf den Plan ruft.
Der Vortrag, den Matthias Bormuth für den verhinderten Literaturwissenschaftler und Jaspers-Biographen Dieter Lamping hält, beleuchtet diese Aspekte. Zudem beschreibt er im zweiten Teil die Konstellation der Intellektuellen, die Jaspers in den 1960er Jahren im Geiste der kantischen Aufklärung in Nähe zu seinem eigenen Anliegen sah: Hannah Arendt, Rudolf Augstein, Rolf Hochhuth und Golo Mann, der zuletzt aus persönlichen Gründen dem Verdikt von Jaspers verfiel.
Matthias Bormuth hat die Heisenberg-Professur für vergleichende Ideengeschichte am Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky Universität inne und ist Vorsitzender der Karl Jaspers-Gesellschaft.