Exil als Lebensform.  “Die grosse Kontroverse” um Thomas Mann 1945 im Lichte der heutigen Situation (Igor Ebanoidze)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein

Di., 25. April 2023, 19:30 Uhr

Wir freuen uns, dass ein Forschungsaufenthalt, den Dr. Igor Ebanoidze gerade am Deutschen Literaturarchiv in Marbach absolviert, uns die Gelegenheit gibt, ihn wieder einzuladen und über seine Studien ins Gespräch zu kommen. Wir wollen mit dem georgisch-russischen Literaturhistoriker erneut in diesem Sinne einen politischen Abend zu Thomas Mann abhalten. 

„Die große Kontroverse“, die seine Sendungen „Deutsche Hörer“ und öffentlichen Briefe vor und nach Ende des Zweiten Weltkrieges ausgelöst haben, sind seit langer Zeit Stoff für grundsätzliche Überlegungen zu äußerer und innerer Emigration. Während des Krieges rief Thomas Mann seine Landsleute zum Widerstand gegen das Regime und zur Befreiung des Landes auf. Nach dem Krieg wurde er zur Zielscheibe für diejenigen, die sich als „innere Emigranten“ sahen und sich durch seine kritischen Bemerkungen zu Land und Literatur herausgefordert fühlten. 

Vor diesem Hintergrund ist es aufschlußreich, Thomas Manns vielschichtigen Überlegungen als Spiegel der historischen Konstellationen zu betrachten, der zugleich erlaubt, auch aktuelle Probleme in allen Teilen Europas zu identifizieren. 

Igor Ebanoidze studierte am Maxim Gorki-Literatur-Institut und promovierte in Moskau zum frühen Schaffen Thomas Manns. Von 2004 bis 2014 arbeitete er als Herausgeber und Übersetzer an der 13-bändigen Friedrich Nietzsche-Gesamtausgabe. Zurzeit ist er Leiter des Verlages „Kulturnaja revolutsija” und Mitarbeiter des Instituts für die Weltliteratur. 2015 wurde er mit der Medaille des Instituts für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.