Heidegger in Ruinen: Ein Paradigmenwechsel nach den Schwarzen Heften? (Prof. Dr. Richard Wolin)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein

Do., 11. Mai 2023, 19:30 Uhr

Bis vor kurzem ging man davon aus, bei Martin Heidegger zwischen Philosophie und
Ideologie klar trennen zu können. Sein beeindruckendes Denken sollte nichts mit
dem politisch fragwürdigen Engagement nach 1933 zu tun haben. Aber die
Veröffentlichung der „Schwarzen Hefte“ veränderte die Diskussionslage
grundsätzlich. Seine über Jahrzehnte geführten Aufzeichnungen enthielten vielfache
Bekenntnisse zur „deutschen Ideologie“, die auch andere Texte ahnen ließen. So
wurde klar, dass in den 1930er Jahren der philosophische Seinsgedanke und das
deutsche Sendungsbewusstsein bei Heidegger eng verflochten waren.
Diese neuen Einsichten und Kenntnisse müssen unser Bild von Heideggers Stellung
und Rang innerhalb der modernen Geschichte der Philosophie dauerhaft verändern.
Der deutsche Vortrag des amerikanischen Ideenhistorikers skizziert die
Diskussionslage und macht Vorschläge, wie das neue Heidegger-Bild aussehen
könnte.

Prof. Dr. Richard Wolin lehrt als Philosophie- und politischer Ideenhistoriker am
Graduate Center der New Yorker City University. Er hat über die Frankfurter Schule, vor allem Walter Benjamin, und den Kreis um Martin Heidegger geforscht. Vor allem widmet er sich den politisch heiklen Implikationen seines Werkes, sowie er auch
wichtige Studien zur politischen Kritik französischer Intellektuellen im 20.
Jahrhundert vorlegte. Sein letztes Werk „Heidegger in Ruins. Between Philosophy
and Ideology“ erschien Anfang 2023 bei Princeton University Press.