Heiligkeit und Transzendenz (Hans Joas)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein // Junge Philosophie

Do., 25. April 2024, 19:30 Uhr

Was ist Transzendenz? Ist eine Vorstellung von Transzendenz Bestandteil aller Religionen oder nur bestimmter, etwa monotheistischer wie der jüdischen und christlichen? Wenn diese Vorstellung nicht in allen Religionen vorkommt, wann und wo ist sie entstanden und warum? Wie verhält sich die Vorstellung der Transzendenz Gottes zu den geschichtlich immer wieder neuen, von Menschen hervorgebrachten Sakralisierungen? Scheitert ein religionstheoretischer Ansatz bei der Erfahrung des Menschen am Problem der Transzendenz Gottes?

Diesen Fragen soll im Vortrag nicht mit den Mitteln der Theologie nachgegangen werden, sondern mit denen der historischen Sozialwissenschaften. Dabei ist insbesondere der Diskurs über die „Achsenzeit“ neu zu durchdenken. Dieser ist mit dem Namen des großen deutschen Philosophen Karl Jaspers verbunden und von ihm angestoßen, aber in den letzten Jahrzehnten theoretisch und empirisch weit über ihn hinausgeführt worden.  Im Ergebnis wird die Vorstellung von Transzendenz als „reflexiv gewordene Sakralität“ bestimmt und in einen Zusammenhang mit einer normativen Idee von Menschheit gebracht. Damit stellt sich auch die Frage, ob für eine solche universalistische Moral Gefahren drohen, wenn Transzendenzvorstellungen durch Säkularisierung geschwächt werden.

An den Vortrag schließt sich am Freitag, den 26. April, von 10-14 Uhr ein Workshop an.
Textmaterial hierzu kann auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.

Prof. Dr. Hans Joas ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Professor für Soziologie an der Universität Chicago. Er ist Mitglied der Academia Europaea und Träger der Werner-Heisenberg-Medaille. 2022 wurde er für seine wissenschaftliches Lebenswerk von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ausgezeichnet. 2017 erschien mit „Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung“ (Suhrkamp) der erste Teil einer Trilogie, die eine Globalgeschichte des moralischen Universalismus herausarbeitet. 2020 erschien der zweite Teil „Im Bannkreis der Freiheit. Religionstheorie nach Hegel und Nietzsche“; der dritte Teil ist in Arbeit.