In der Bibliothek – Jaspers-Lektüren. Montesquieu’s „Persische Briefe“ (Simeon Hüttel)
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Mi., 15. Mai 2024, 19:30 Uhr
Welche Schätze birgt die Jaspers-Bibliothek? Dieser Frage wollen wir zukünftig in einzelnen Lektüren nachgehen, die besondere Bücher aus dem klassischen Bestand des Existenzphilosophen betrifft.
Den Auftakt machen die „Persischen Briefe“, die 1721 als Briefroman des Siècle des Lumières erschienen. Mit dem Blick der anderen, zweier Reisender aus dem Orient, skizziert der politische Philosoph die Sitten der Europäer, mal fasziniert, mal abgestoßen, mal nachdenklich.
Aber was sich zunächst als harmloser Reisebericht aus längst vergangenen Jahrhunderten liest, veranschaulicht in Wahrheit die Kritik an den Macht- und Gewaltverhältnissen, für die Montesquieu, der große Theoretiker der Gewaltenteilung und der liberalen Balance of Power, in die Geschichte politischer Ideen eingegangen ist.
Im Gespräch mit Johanna Klingenburg stellt Simeon Hüttel die politische Dimension der „Persischen Briefe“ vor. Es geht vor allem um den Gegensatz von Vernunft-, Gefühls- und Offenbarungsmoral, wie er in diesem Roman aufscheint, aber auch um Montesquieu’s Bild des Islam. Was dies für die Philosophie der Freiheit bedeutet, die Karl Jaspers entlang der deutschen Aufklärung entwickelte, und wie Hannah Arendt, die Montesquieu rezipierte, diesen sah, steht auch im Fokus.
Simeon Hüttel ist Philosoph und arbeitet am Karl Jaspers-Haus. Er promoviert über die Schottische Aufklärung. Zuletzt publizierte er: Europa. Im Blick bedeutender Kartographen der frühen Zeit (Faber & Faber 2021).