Jenseits der Avantgarden. Eduard Beaucamp und die Kunstkritik
Kategorie: Allgemein
Mi., 15. Juni 2022, 19:00 Uhr
Ein Jubiläumsabend
Über Jahrzehnte hat Eduard Beaucamp als Kunstkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in brillanter Klarheit zuallererst nach Sinn und Qualität der zeitgenössischen Kunst gefragt. Deren Ideen, Inhalte, Ziele und Haltungen und Defizite legten seine Essays mit polemischer Verve frei. Als Kritiker verweigerte sich Beaucamp vielfach den Erwartungen der Künstler und Künstlerinnen, der Galerien und Museen und forderte auch das Publikum zu unzeitgemäßen Sehweisen heraus. Die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ist, wie die jüngste Zusammenstellung zentraler Texte und biographischer Gespräche zeigt, nicht mehr nur als Apotheose der Avantgarden zu verstehen. Vielmehr erscheint sie auch mit Beaucamps Augen im Lichte ihrer ideologischen und gesellschaftlichen Kontexte, im Osten wie im Westen.
Zum 85. Geburtstag wird der Band „Jenseits der Avantgarden“ in einem Podiumsgespräch mit dem Autor und seinem Herausgeber Michael Knoche, dem ehemaligen Direktor der Weimarer Anna Amalia-Bibliothek, vorgestellt, begleitet von Lektüreeindrücken, die der Leipziger Kunsthistoriker Richard Hüttel als Beaucamp-Leser zur Diskussion stellt.
Zuvor legt der Frankfurter Soziologe Tilman Allert eine Skizze der intellektuellen Biographie vor. In der Pause ist Gelegenheit, mit dem Jubilar bei einem Sektempfang anzustoßen. Gertrude Wagenfeld-Pleister eröffnet für den Oldenburger Kunstverein den Abend und Matthias Bormuth führt als Vorsitzender der Karl Jaspers-Gesellschaft durch die Diskussion.
Es wird um Anmeldung gebeten unter der Tel.: 0441 / 27109
oder per Email an: info@oldenburger-kunstverein.de.
Eduard Beaucamp (*1937) ist Kunstkritiker und Publizist. Nach dem Studium der Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Philosophie leitete er von 1966 bis zu seiner Pensionierung das Kunstressort im Feuilleton der FAZ. Veröffentlichungen u. a.: Werner Tübke: Mein Herz empfindet optisch. Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen (Mithg., 2017); Im Spiegel der Geschichte. Die Leipziger Schule der Malerei (2017); Kunststücke. Ein Tanz mit dem Zeitgeist (2012); Der verstrickte Künstler (1998).
Tilman Allert (*1947) ist Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. und lehrt als Gastdozent an den Universitäten von Tiflis und Eriwan sowie an der International Psychoanalytical Universitiy in Berlin. Zuletzt erschien von ihm „Der Mund ist aufgegangen. Vom Geschmack der Kindheit“ (2016) sowie „Gruß aus der Küche: Soziologie der kleinen Dinge“ (2017).
Michael Knoche (*1951) hat Germanistik, Philosophie und Theologie studiert und eine Bibliothekarsausbildung absolviert. Er war Angestellter bei wissenschaftlichen Verlagen und von 1991 bis 2016 Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Veröffentlichungen u. a.: Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft (2017); Die Bibliothek brennt (2013); Die europäische République des lettres in der Zeit der Weimarer Klassik (2007).
Richard Hüttel (*1949) war nach dem Studium der Kunstgeschichte, christlichen Archäologie und Germanistik bis 2003 Kustos der Graphischen Sammlung der Universität Trier und von 2003 – 2011 stellvertretender Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig. Seit seinem Ruhestand 2011 ist er Gastkurator in verschiedenen deutschen Museen.