Jenseits von Andernorts (Doron Rabinovici)

Kategorie: Archiv

Do., 19. Okt., 19:30 Uhr

Der Begriff Diaspora meinte einst die Peripherie, die fernen Kolonien in der Fremde und wurde – insbesondere bei den Juden – als Ort der Verbannung und als Fluch verstanden. Aber längst leben viele in einer mehrstimmigen Diaspora, die zum fruchtbaren Zentrum modernen Lebens wurde. Je unbestimmter die eigene Identität dabei wird, umso dringlicher jedoch der Wunsch sie eindeutig zu benennen.
Doron Rabinovici geht in seinen Ausführungen der Frage nach, ob es in unserer Gegenwart noch einen Platz gibt, den wir Heimat nennen können. Er erzählt von der Geschichte seiner Familie nach, von den Folgen der Vernichtung und von dem Dasein zwischen verschiedenen Ländern und Zeiten. Er zeigt auf, inwiefern alle Kultur von Anfang an Assimilation war, und erörtert, was die Forderung zur Integration bedeuten kann. Diese Überlegungen münden in der Frage, ob mit Volk noch ein Staat zu machen ist und ob der Nationalstaat eher Garant oder Hindernis für eine menschengerechte Zukunft sein kann.

Der Abend wird in Kooperation mit den Interkulturellen Jüdischen Studien veranstaltet.

Dr. Doron Rabinovici ist Autor und Historiker. 2013/14 initiierte und konzipierte er gemeinsam mit Matthias Hartmann »Die letzten Zeugen« am Burgthater. Zuletzt erschien von ihm u.a.: »Kein Märchen« (gemeinsam mit Natan Sznaider, Jüdischer Verlag bei Suhrkamp 2016) oder »Die Ausserirdischen« (Roman; Suhrkamp 2017).
Rabinovici wurde 2015 mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln ausgezeichnet.